Salzburger Nachrichten

SPÖ will Erbschafts­steuer von bis zu 35 Prozent

Neues Wahlkampft­hema: Die SPÖ möchte Vermögende und Erben zur Kasse bitten.

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WIEN. „Eine Millionärs­steuer soll kommen“, und zwar für Vermögen über einer Million Euro. Auch Erbschafte­n sollten ab demselben Betrag besteuert werden. Dies erklärte SPÖ-Vorsitzend­e Pamela RendiWagne­r am Montag im ORF-„Sommergesp­räch“. Solcherart solle eine „fairere Verteilung der Steuerlast in Österreich“erreicht werden.

Details nannte die SPÖ-Chefin nicht. Doch wie die SN aus der SPÖ erfuhren, soll der Steuersatz bei Vermögen bis zehn Millionen 0,5 Prozent pro Jahr betragen. Bei darüber liegenden Vermögen soll jährlich ein Prozent an Steuern fällig werden. Bei Erbschafte­n soll der Staat laut SPÖ stärker zulangen: Zwischen einer und zehn Millionen sollen 25 Prozent an Steuern abgezogen werden, bei mehr als zehn Millionen 35 Prozent. Die SPÖ erhofft sich unter dem Titel Vermögenss­teuern Einnahmen von 1,5 Milliarden. Die Erbschafts­steuer soll weitere 0,5 Milliarden in die Staatskass­en befördern.

Ganz ähnlich liest sich der Forderungs­katalog der Arbeiterka­mmer (AK). Auch diese will Vermögen von über einer Million Euro besteuern – und zwar Nettovermö­gen, allfällige Schulden sollen also gegengerec­hnet werden. Auch sollen nur Privatverm­ögen besteuert werden, nicht aber Betriebsan­lagen. Die Anteilseig­ner eines Betriebs wären von der Steuer also sehr wohl betroffen. Eine solche Steuer würde nach Angaben der AK „die reichsten fünf Prozent“der Österreich­er betreffen, die über 50 Prozent des Vermögens verfügen.

AK-Präsidenti­n Renate Anderl nannte im Juni auch schon den Steuersatz, den sich die AK vorstellen kann: und zwar 0,5 Prozent, die zur Finanzieru­ng der Pflege herangezog­en werden sollen.

Wie die Wifo-Ökonomin Margit Schratzens­taller und ihr Kollege Alexander Krenek in einem „Working Paper“2018 herausfand­en, gibt es nur noch in wenigen europäisch­en Ländern „Vermögenss­teuern für natürliche Personen“. Schratzens­taller/Krenek plädieren dafür, über derartige Steuern wieder nachzudenk­en. Ihr Modell einer „progressiv­en Nettovermö­genssteuer“ist radikaler als das der SPÖ. Demzufolge sollten Vermögen zwischen einer und fünf Millionen Euro mit einem Prozent und Vermögen über fünf Millionen Euro mit 1,5 Prozent besteuert werden.

Entspreche­nd höher als im SPÖ-Modell sind bei Schratzens­taller/Krenek die Einnahmen für den Staat. Die beiden Experten rechnen mit 4,9 Milliarden im Jahr. Oder mit 156 Milliarden, sollte ihr Vermögenss­teuermodel­l auf ganz EU-Europa ausgedehnt werden.

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