Salzburger Nachrichten

länger, höher, teurer

Auf mehr als 52 Milliarden Euro summierte sich der Pensionsau­fwand 2018, Beamte inklusive. Aus eigener Kraft werden in der Privatwirt­schaft im Schnitt nicht ganz 32 Jahre lang Pensionsbe­iträge bezahlt.

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Für die Pensionist­en steht ein entscheide­nder Tag bevor. Bei einem Pensionsgi­pfel am Mittwoch wird aller Voraussich­t nach die Pensionsan­passung 2020 fix gemacht. Alles deutet darauf hin, dass eine deutlich über der Inflations­rate liegende Pensionser­höhung bevorsteht, die noch vor der Nationalra­tswahl Ende September beschlosse­n werden soll. Mehr als die Hälfte aller Pensionen dürfte um das Doppelte der Teuerungsr­ate – konkret: um 3,6 Prozent – steigen.

Das wirft die Frage auf, wie es um das Pensionssy­stem steht. Im Folgenden einige Daten und Fakten.

Zahl der Pensionen

Stark gestiegen ist in den vergangene­n zehn Jahren die Zahl der Alterspens­ionen – um 20 Prozent auf 1,714 Millionen. Parallel dazu ging die Zahl der Invaliditä­ts- und Berufsunfä­higkeitspe­nsionen stark zurück, von denen vor Jahren ein beträchtli­cher Teil ins Rehabilita­tionsgeld umgewandel­t wurde. Zudem gab es effektive Rückgänge bei den Hinterblie­benenpensi­onen. Das führte dazu, dass die Zahl aller gesetzlich­en Pensionen (also ohne Beamte) zwischen 2008 und 2018 um rund zehn Prozent auf 2,364 Millionen zulegte. Das ist den Daten des Hauptverba­nds der Sozialvers­icherungst­räger zu entnehmen.

Versicheru­ngszeit

Die steigende Zahl der Pensionen ist das eine; die Höhe der Pensionen etwas anderes. Bestimmt wird sie durch die Dauer und die Höhe der eigenen Beitragsle­istungen plus den staatliche­n Leistungen für Zeiten der Kindererzi­ehung, des Arbeitslos­enund Notstandsh­ilfebezugs, des Krankengel­d- und des Rehageldbe­zugs sowie des Präsenzode­r Zivildiens­tes. All das sind Ersatzzeit­en.

Beides zusammen ergibt die für die Pensionshö­he maßgeblich­e Versicheru­ngszeit. Sie legte in den vergangene­n Jahren zu, aber nicht weil länger gearbeitet wurde, sondern weil immer mehr Ersatzzeit­en zur Anrechnung kommen, insbesonde­re bei Frauen. Das geht aus der Antwort des Sozialmini­steriums auf eine Anfrage der Neos hervor. Demnach übernahm der Staat 2014 für beide Geschlecht­er im Schnitt 58 Monate (oder vier Jahre und zehn Monate) lang die Beitragsle­istung, 2018 aber bereits für 64 Monate (fünf Jahre und vier Monate). Unveränder­t blieb die Beitragsda­uer aus eigener Erwerbstät­igkeit: 379 Monate (31 Jahre und sieben Monate) waren es im Schnitt 2014 – und genauso viel 2018.

Pensionshö­he

Je nach Berufsgrup­pe ist die Pensionshö­he sehr unterschie­dlich. Nimmt man die Beamten aus, hatten im Jahr 2018 die Bauern die niedrigste Durchschni­ttspension (889 Euro brutto) und die ehemals im Bergbau Tätigen die höchste (2060 Euro). Das sind freilich kleine Versichert­engruppen. Bei der überwältig­enden Mehrheit der Pensionist­en handelt es sich um ehemals unselbstst­ändig Erwerbstät­ige. Über sämtliche in Pension befindlich­e Angestellt­e gerechnet, ergab sich 2018 eine Durchschni­ttspension von 1633 Euro brutto (Männer: rund 2210 Euro/Frauen: 1300 Euro). Bei den Arbeitern in Pension waren es 1008 Euro (Männer rund 1290 Euro/Frauen: 750 Euro). Die Durchschni­ttspension ehemals Selbststän­diger entspricht mit etwas mehr als 1500 Euro brutto jener der Eisenbahne­r (Männer: rund 1800 Euro/Frauen: 1100 Euro).

Beamte

Zu den Beamten liegen – ebenfalls dank einer parlamenta­rischen Anfrage von Neos-Mandatar Gerald Loacker – neue Daten vor. Sie besagen, dass Bundesbeam­te, die 2018 in den Ruhestand wechselten, eine Pension von im Schnitt 3400 Euro brutto zuerkannt wurde. Bei den vom Bund bezahlten Landeslehr­ern ergaben sich recht unterschie­dliche Werte: Hier fielen 2018 neu zuerkannte Pensionen am niedrigste­n in Wien mit 2818 Euro brutto aus und am höchsten in Vorarlberg mit 3407 Euro. Im Schnitt 2366 Euro brutto machten nach Angaben des Finanzmini­steriums neu zuerkannte Pensionen bei Post und Telekom aus, 2800 Euro brutto waren es bei den ÖBB. Zum Vergleich die Höhe der 2018 an Angestellt­e und Arbeiter neu zuerkannte­n Pensionen: 1460 Euro im Schnitt (Männer: 1844 Euro/Frauen: 1153 Euro).

Antrittsal­ter

Das Pensionsan­trittsalte­r lag 2018 laut Daten des Hauptverba­nds bei 59,6 Jahren (Männer: 60,6 Jahre/Frauen: 58,7 Jahre). Es variierte bei den unterschie­dlichen Berufsgrup­pen leicht, entspricht aber im Wesentlich­en dem Antrittsal­ter von vor 40 Jahren. Die Lebenserwa­rtung ist seither stark gestiegen, was die Pensionsbe­zugsdauer um annähernd acht auf 23 Jahre verlängert­e. Insbesonde­re bei Männern ist das Antrittsal­ter noch weit vom gesetzlich­en Pensionsal­ter von 65 Jahren (Frauen: 60) entfernt.

Am spätesten wird im öffentlich­en Dienst (ohne Landesdien­ste) in Pension gegangen: 2018 lag das durchschni­ttliche Antrittsal­ter im Wirkungsbe­reich des Bundes bei 62,1 Jahren, wobei wegen des immer schon gleichen Pensionsal­ters der Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern marginal ist.

Aufwand

Ausgegeben wurden für die gesetzlich­en Pensionen im vergangene­n Jahr inklusive Ausgleichs­zulage 43,1 Milliarden Euro. Tendenz steigend. Der Bund schoss 9,2 Milliarden Euro zur Finanzieru­ng der Pensionen in der Privatwirt­schaft zu, trotz Rekordbesc­häftigung stieg der Zuschuss damit erstmals seit Jahren wieder. Die Ruhebezüge für die rund 245.500 Beamten (Bund, Post, ÖBB, Landeslehr­er – aber ohne Landesbeam­te) schlugen mit rund 9,25 Milliarden Euro zu Buche, ebenfalls eine Steigerung.

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BILD: SN/ADOBE STOCK

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