Heimat bist du großer Cordon bleus
Wenn einer zarten Politikerin nicht zugetraut wird, dass sie ein Cordon bleu isst, dann ist etwas faul im Staate Österreich.
Bertolt Brecht hatte schon recht, als er schrieb: „Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral.“So war das auch nach dem ORF-„Sommergespräch“mit der SPÖ-Chefin Pamela RendiWagner. Sie bewies darin Volksnähe, indem sie verriet, dass sie kürzlich ein Cordon bleu gegessen habe. „Glaub ich nicht“, analysierte später im Studio die Chefredakteurin des „Kurier“, Martina Salomon. So wie Rendi-Wagner aussehe, ernähre sich diese nur von Blattsalat.
Die Teufelsküche hat dazu eine klare Meinung: Rendi-Wagner abzusprechen, dass sie Cordon bleu esse, zeugt von mangelndem Respekt. Denn bei einem Cordon bleu handelt es sich nur oberflächlich um ein mit Schinken und Käse gefülltes Kalbs- oder Schweinsschnitzel. In Wahrheit steckt da viel mehr dahinter: Der Ausdruck cordon bleu steht im Französischen für hohe Kochkunst. Er geht auf das breite, himmelblaue Band zurück, an dem das goldene Kreuz des elitären Ordens vom Heiligen Geist aus dem 16. Jahrhundert getragen wurde. Weshalb in älteren französischen Kochbüchern häufig der Zusatz „à la cordon bleu“zu finden ist. Und dieser bedeutet schlicht und einfach „nach Art der hohen Kochkunst“. Rendi-Wagner nach dieser vollmundigen Ansage zu unterstellen, sie sei in Wahrheit wohl nur für Blattsalat zu haben, untergräbt ihren Führungsanspruch. Wer vertraut in Österreich schon einem Politiker, der kein Fleisch isst?
Bruno Kreisky etwa schwor auf Gulasch und Fred Sinowatz konnte sich für alles erwärmen, was man panieren kann. Was Michael Ludwig und Michael Häupl verbindet, ist ihre hysterische Verehrung von Fleischlaberln. Sie sehen: ohne Fleisch kein Preis.
Diese schmerzliche Erfahrung musste auch Alois Mock machen. Spätestens als er sich als Liebhaber von Mehlspeisen wie Topfenpalatschinken outete, war es um seine Karriere als Bundeskanzler geschehen.
Und wie schaut das international aus? Von Angela Merkel wissen wir, dass für sie die Salzburger Festspiele ohne das Backhenderl des Sternbräu nur die Hälfte wert wären. Helmut Kohl stand auf Pfälzer Saumagen. Dabei handelt es sich um Schweinefleisch, das in einem Schweinemagen gegart wird. Donald Trump liebt faschierten Braten. Dieser heißt in Westösterreich übrigens „Falscher Hase“. Ins Amerikanische übersetzt also „Fake Rabbit“.
Eine Kleinigkeit wurde bei der Diskussion um Rendi-Wagners Cordon bleu aber übersehen. Sie hat nicht gesagt, dass ihr Cordon bleu vom Kalb oder vom Schwein war. Es könnte also auch vom Zucchini gewesen sein. Womit sie gar nicht so weit von Sebastian Kurz entfernt ist. Dieser sagte einmal, er esse gerne „Sushi ohne Fisch“. Und diese Speise klingt fast schon wie ein kulinarisches Wunder.