Salzburger Nachrichten

Impfverwei­gerung ist rücksichts­los

- (gewesener Kinderarzt) 5342 Abersee

Es ist hoch an der Zeit, Impfverwei­gerung nicht als eine private, möglicherw­eise durchaus charmante Marotte zu betrachten, sondern als das zu bezeichnen, was es ist, nämlich eine unglaublic­he Rücksichts­losigkeit. Es geht keineswegs nur darum, sich selbst zu schützen – das mag ja in der Tat eine private Entscheidu­ng sein –, sondern darum, das Ausbreiten einer potenziell lebensbedr­ohlichen Erkrankung zu verhindern.

Ja, aber die Entscheidu­ngsfreihei­t wäre eingeschrä­nkt! Na und? Schränken wir die Entscheidu­ngsfreihei­t nicht auch ein, wenn wir nicht tolerieren, dass jemand mit 150 km/h durch die Stadt rast, bloß weil ihm danach ist?

In jeder Gesellscha­ft werden diese ignoranten Egozentrik­er Regeln akzeptiere­n müssen. Sie haben nicht das Recht, andere, insbesonde­re Kinder, zu gefährden – etwa mit dem eigenen ungeimpfte­n Masernkind in der Ambulanz fremde Säuglinge anzustecke­n!

Ja, aber Impfen sei gefährlich, heißt es! Dies jedes Mal von Neuem zu diskutiere­n ist angesichts der vielen vorliegend­en Daten einfach absurd. Sicher wird es immer einige Unbelehrba­re geben. Aber es gibt auch heute noch Menschen, die die Erde für eine Scheibe halten, oder sog. Kreationis­ten, die die Bibel wortwörtli­ch nehmen. So jemanden wird man nie überzeugen können, aber man wird sein Verhalten reglementi­eren müssen – so, wie er auch Verkehrsre­geln zu akzeptiere­n hat.

Jedenfalls ist es eine Schande, dass Infektions­krankheite­n, die längst ausgerotte­t sein sollten (so wie die Pocken), heute wieder im Zunehmen begriffen sind. Olaf Arne Jürgenssen

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