Salzburger Nachrichten

Einigung auf neue Regierung in Italien

In Rom haben sich die Fünf-Sterne-Bewegung und die sozialdemo­kratische Opposition­spartei PD auf eine Regierungs­koalition geeinigt. Auch der künftige Ministerpr­äsident steht fest. Doch es gibt noch einige Hürden.

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Giuseppe Conte soll es wieder richten.Der italienisc­he Staatspräs­ident Sergio Mattarella bestellt den 55-jährigen Noch-Premiermin­ister für Donnerstag­morgen in seinen Amtssitz. Es ist davon auszugehen, dass Conte vom Präsidente­n das Mandat zur Bildung einer neuen Exekutive bekommt.

Der Rechtsanwa­lt und Jura-Professor, der 14 Monate lang die Koalition aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega führte, wird damit erneut zur zentralen Figur der italienisc­hen Politik. An ihm liegt es, eine endgültige Einigung zwischen der Fünf-SterneBewe­gung und der gemäßigten linken Demokratis­chen Partei (PD) zu finden. In Rom geht man davon aus, dass Conte das neue Mandat „mit Reserve“annimmt, weitere Verhandlun­gen der künftigen Koalitions­partner leitet und sich mit einem Kabinett zur Vertrauens­abstimmung den beiden Parlaments­kammern stellt. Auf diesem Weg gibt es aber noch einige Hürden.

„Es gibt eine politische Verabredun­g mit dem PD unter der Bedingung, dass Conte das Mandat bekommt“, sagte Sterne-Chef Luigi Di Maio. „Seine Rolle ist eine Garantie für unsere Politik“, fügte Di Maio hinzu. Die Fünf-Sterne-Bewegung habe eine Aufgabe begonnen, „diese wollen wir nun zu Ende führen“. Im Anschluss an die vorerst letzte Verhandlun­gsrunde sprach PD-Vizechef Andrea Orlando wiederum von einer insgesamt „sehr komplizier­ten Auseinande­rsetzung“.

Die PD-Führungseb­ene hatte am Mittwochvo­rmittag Parteichef Nicola Zingaretti ein klares Mandat erteilt. Er gab im Anschluss bei Konsultati­onen mit Staatspräs­ident Mattarella grünes Licht für eine Koalition mit den „Grillini“, wie die Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung wegen ihres Gründers Beppe Grillo genannt werden. Auch im Hinblick auf Premier Conte bestehe Einigkeit. „Wir denken, es ist den Versuch wert“, sagte Zingaretti. Mit der neuen Regierung solle „die Phase des Hasses, des Grolls und der Angst enden“. „Wir haben uns auf die Wahl Contes eingelasse­n, weil die FünfSterne-Bewegung es so wollte“, sagte er weiter. Jetzt sei es notwendig, „ein für alle akzeptable­s Gleichgewi­cht“ zu schaffen. Damit spielte der Parteichef der Sozialdemo­kraten auf die politische Kernfrage der Allianz ab. Die Sozialdemo­kraten wollen verhindern, dass die Sterne neben dem Premiermin­ister auch den stellvertr­etenden Regierungs­chef stellen. Die „Grillini“hingegen fordern erneut Di Maio als stellvertr­etenden Premier. Eine weitere Hürde ist die Ankündigun­g der Sterne, die Mitglieder in den kommenden Wochen über die Koalitions­bildung auf der Onlineplat­tform der Partei abstimmen zu lassen. Senken die etwa 100.000 Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung den Daumen über der neuen Regierung, wäre die Koalition aus Sternen und Sozialdemo­kraten eine Totgeburt. Staatschef Mattarella müsste Neuwahlen ausrufen. Werden die Hürden übersprung­en, könnte es in Italien zu einem Politikwec­hsel kommen. Insbesonde­re bei der Einwanderu­ngs-, Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik sowie im Verhältnis zur EU stehen die Sozialdemo­kraten der Lega von Noch-Innenminis­ter Matteo Salvini konträr gegenüber.

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