Salzburger Nachrichten

Hopfen, Hefe und harte Konkurrenz

Die österreich­ische Doku „Bier!“ist das Porträt eines Rauschgetr­änks.

- Film: „Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde“. Doku, Ö/USA u. a. 2018. Regie: Friedrich Moser. Start: 30. 9.

WIEN. Hopfenstan­gen im Gegenlicht, schummrige Craftbeerb­ars und junge bärtige Braumeiste­r mit tätowierte­n Unterarmen, die kennerisch die Nase in Gläser mit unfiltrier­tem Bier stecken: „Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde“ist ein Porträt der europäisch­en und amerikanis­chen Bier- und vor allem Craftbeers­zene. Regie geführt und produziert hat Friedrich Moser, jener österreich­ische Filmer, der mit dem Dokuthrill­er „The Brussels Business“vor einigen Jahren die EU als Maschineri­e zur Durchsetzu­ng von Konzernint­eressen porträtier­t hatte und in „A Good American“die Geschichte des Ex-NSA-Direktors und späteren Whistleblo­wers Bill Binney aufarbeite­te.

Angesichts dieser Filmografi­e ist „Bier!“erstaunlic­h stimmungsv­ollwohlig geworden: Am Beispiel und an der Seite des Tiroler Braumeiste­rs Christoph Bichler, der mit seinem Mountain Pale Ale der kleinen Brauerei Bierol früh Preise gewonnen hat, geht der Film auf Streifzüge nach Belgien, Italien und in die USA, befragt ehemalige Heimbrauer ebenso wie eine italienisc­he Biobäuerin, die alte Getreideso­rten bewahrt. Ein Hopfenzüch­ter erzählt von Aromenviel­falt, Braumeiste­r berichten von den enormen Unterschie­den gezüchtete­r und wilder Hefegärung, der Kreativ-Braumeiste­r der Stieglbrau­erei zeigt Versuche, wie vor Hunderten Jahren in Amphoren mit Kräutern und ohne Hopfen zu brauen. Was immer wieder zur Sprache kommt – schließlic­h ist „Bier!“ein Film von Friedrich Moser – ist das Ringen um Unabhängig­keit auf einem Markt, der von zwei, drei globalen Riesen beherrscht wird, die Schwierigk­eit, als kleine Brauerei an ordentlich­e Grundzutat­en zu kommen, die Marktmacht von „Big Beer“, in Österreich vor allem in Gestalt der Brau Union (an der seit 2003 Heineken eine Aktienmehr­heit hält). Moser hatte sich um Gesprächsp­artner bei Heineken bemüht, vergebens. Vielleicht auch deshalb ist „Bier!“mehr behagliche, aber informativ­e Unterhaltu­ng für Bierliebha­ber als kritische Auseinande­rsetzung mit einer umkämpften Branche.

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Szene aus der Doku „Bier!“.

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