Hopfen, Hefe und harte Konkurrenz
Die österreichische Doku „Bier!“ist das Porträt eines Rauschgetränks.
WIEN. Hopfenstangen im Gegenlicht, schummrige Craftbeerbars und junge bärtige Braumeister mit tätowierten Unterarmen, die kennerisch die Nase in Gläser mit unfiltriertem Bier stecken: „Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde“ist ein Porträt der europäischen und amerikanischen Bier- und vor allem Craftbeerszene. Regie geführt und produziert hat Friedrich Moser, jener österreichische Filmer, der mit dem Dokuthriller „The Brussels Business“vor einigen Jahren die EU als Maschinerie zur Durchsetzung von Konzerninteressen porträtiert hatte und in „A Good American“die Geschichte des Ex-NSA-Direktors und späteren Whistleblowers Bill Binney aufarbeitete.
Angesichts dieser Filmografie ist „Bier!“erstaunlich stimmungsvollwohlig geworden: Am Beispiel und an der Seite des Tiroler Braumeisters Christoph Bichler, der mit seinem Mountain Pale Ale der kleinen Brauerei Bierol früh Preise gewonnen hat, geht der Film auf Streifzüge nach Belgien, Italien und in die USA, befragt ehemalige Heimbrauer ebenso wie eine italienische Biobäuerin, die alte Getreidesorten bewahrt. Ein Hopfenzüchter erzählt von Aromenvielfalt, Braumeister berichten von den enormen Unterschieden gezüchteter und wilder Hefegärung, der Kreativ-Braumeister der Stieglbrauerei zeigt Versuche, wie vor Hunderten Jahren in Amphoren mit Kräutern und ohne Hopfen zu brauen. Was immer wieder zur Sprache kommt – schließlich ist „Bier!“ein Film von Friedrich Moser – ist das Ringen um Unabhängigkeit auf einem Markt, der von zwei, drei globalen Riesen beherrscht wird, die Schwierigkeit, als kleine Brauerei an ordentliche Grundzutaten zu kommen, die Marktmacht von „Big Beer“, in Österreich vor allem in Gestalt der Brau Union (an der seit 2003 Heineken eine Aktienmehrheit hält). Moser hatte sich um Gesprächspartner bei Heineken bemüht, vergebens. Vielleicht auch deshalb ist „Bier!“mehr behagliche, aber informative Unterhaltung für Bierliebhaber als kritische Auseinandersetzung mit einer umkämpften Branche.