Polizist schoss Bewaffneten nieder
Ein Afghane (39) ging auf Beamte los. Dass Polizisten Schusswaffen gegen Menschen einsetzen, kommt in Österreich selten vor.
Ein Streit in einem Asylheim führte dazu, dass ein Afghane (39) nun mit lebensgefährlichen Verletzungen in einem Wiener Spital liegt. Es war in der Nacht auf Mittwoch gegen 2.45 Uhr, als eine Polizeistreife bei der Unterkunft in Wien-Simmering eintraf. Grund dafür war ein lautstarker Streit zwischen einem 40-jährigen Iraner und dem Afghanen. Die Hintergründe der Auseinandersetzung waren bis Redaktionsschluss noch unklar. Der jüngere der beiden Männer hielt jedenfalls ein Stanleymesser in Händen.
Als der Afghane die Polizisten bemerkte, soll er mit dem Messer in der Hand auf die Beamten zugelaufen sein. Mehrmals sollen ihn die Polizisten aufgefordert haben, stehen zu bleiben und das Messer wegzulegen. Der Mann ignorierte das, daraufhin setzten die Polizisten Pfefferspray ein, um ihn zu stoppen. Allerdings blieb dies ohne Erfolg. Daraufhin schoss ein Beamter auf den Angreifer und traf ihn in den Oberkörper, wie Polizeisprecher Daniel Fürst sagte.
Der 39-Jährige ging zu Boden. Kurz nachdem der Schuss abgegeben worden war, trafen Beamte der Einsatzabteilung Wega im Asylheim ein, diese waren zur Unterstützung angefordert worden. Die Wega-Beamten übernahmen die notfallmedizinischen Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Ob der Einsatz der Schusswaffe gerechtfertigt war, wird nun untersucht. „Das ist nach solchen Vorfällen Standard“, sagt Fürst. Derartige Einsätze seien jedenfalls sehr selten. Der Beamte selbst werde psychologisch betreut.
In Österreich müssen Polizisten selten von der Schusswaffe Gebrauch machen (siehe Grafik unten). Auf Menschen geschossen wird noch seltener. Wenn die Zahl der Schüsse pro Jahr erhöht ist, wie etwa im Jahr 2013 oder im Jahr 2016, dann hat es auch außergewöhnliche Verbrechen gegeben. 2013 war es ein Amoklauf in der niederösterreichischen Gemeinde Annaberg, bei dem drei Polizisten und ein Sanitäter erschossen wurden. 2016 war es eine Schießerei in Wien, bei der ein Polizist durch einen Räuber in einem Supermarkt erschossen beziehungsweise ein zweiter angeschossen wurde.
Insgesamt wurde zwischen 2012 und 2018 bei 21 Einsätzen 37 Mal von Polizisten auf Personen geschossen. Dabei gab es sechs Tote, zwölf schwer und einen leicht verletzten Täter.