Gegen Langeweile in der Luft
Wie ein Salzburger Unternehmen Geschäfte mit Werbung im Flugzeug macht und das Smartphone als Entertainment-Gerät in der Luft nutzen will.
PUCH. Roland Haagen ist ein umtriebiger Mensch. Stillhalten ist für den gelernten Koch, der in Kitzbühel in der Tenne seine Ausbildung absolvierte und dann Tourismuswirtschaft studierte, keine Option. Schon gar nicht, wenn er im Flugzeug sitzt. Vor sechs Jahren, auf einem Flug nach Berlin, erzählt er, sei ihm zum ersten Mal aufgefallen, „wie grau diese Klapptische an den Sitzen sind“. Als findiger Berater kam ihm spontan eine Idee: „Die muss man mit Werbung bekleben.“
Mittlerweile macht die im Wissenspark Puch-Urstein angesiedelte Lasker Cross Media GmbH mit Werbung und digitalem Entertainment in Flugzeugen einen Jahresumsatz von rund zwei Mill. Euro und beschäftigt sieben Mitarbeiter. Wobei einen Klapptisch zu bekleben um vieles komplizierter sei, als man sich das vorstelle, erklärt Haagen. „Jeder Teil, der in einem Flugzeug angebracht wird, muss eigens zertifiziert werden.“Jedes Werbesujet müsse eine Genehmigungsprozedur durchlaufen, dabei werde jede Folie wie ein Ersatzteil behandelt, samt notwendiger Sicherheitsmerkmale. So müsse eine Folie etwa vier Minuten lang 1400 Grad ohne Rauchentwicklung aushalten.
Die Mediengebühren, die über die Akquirierung der werbetreibenden Unternehmen eingenommen werden, gehen zur Hälfte an die Airlines. Die Beklebung übernehme ein Partnerunternehmen, sagt Haagen. Erst kürzlich seien 50 Flugzeuge mit Telekom-Sujets beklebt worden. Verträge hat die Lasker Cross Media mit der Lufthansa-Gruppe, Air Dolomiti, SunExpress, Smartwings, Adria Airways und seit Kurzem der asiatischen Jetstar Airways.
Zwar macht Lasker Cross den Großteil seines Umsatzes mit Werbefolien, die Zukunft sieht man jedoch im digitalen Entertainmentgeschäft an Bord. „Gerade auf der Kurz- und Mittelstrecke kommt die Unterhaltung derzeit zu kurz“, sagt Haagen. Künftig soll über einen eigenen Server-Zugang das Smartphone auch an Bord als direkter Kanal für Unterhaltung, Film und Werbung dienen, statt es im Flugmodus schlummern zu lassen.
Derzeit gebe es fünf Anbieter für Server-Systeme im Flugzeug, sagt Haagen, der mit seinem Unternehmen bereits an digitalen Inhalten bastelt. So soll es gemeinsam mit Starkoch Tim Mälzer einen eigenen Kochkanal geben, den man übers Handy empfangen kann. Ein Exklusivvertrag sei geschlossen worden, ein Testlauf absolviert. Im nächsten Jahr soll mit der Kochshow auch ein eigener Mälzer-Shop „in die Luft gehen“. Dort kann man sich etwa ein Messerset kaufen, während man über den Wolken schwebt.
Der Tiroler Brillenhersteller Gloryfy verkaufe in Eurowings-Maschinen bereits seine Brillen, „mit Lieferung binnen 48 Stunden an die Zieldestination“, sagt Haagen. Und mit einem niederländischen Partner baut man eine On-Board-Gaming-Plattform auf, damit könnten Passagiere auf einem Flug gegeneinander spielen.
Die digitale Unterhaltung und Werbung im Flugzeug sei jedenfalls „extrem ausbaufähig“, davon ist der Lasker-Chef überzeugt. Dafür will er noch heuer sieben Mitarbeiter einstellen. Nächstes Jahr schon soll das digitale Geschäftsfeld die Beklebung der Klapptische überflügeln.
„Shops oder Games – alles ist machbar.“Roland Haagen, Lasker Cross Media