Salzburger Nachrichten

Banken holen Geschäft von London in die EU

- SN, dpa

Im Zuge des Brexit werden Geldhäuser nach Einschätzu­ng der EZB-Bankenaufs­icht in erhebliche­m Umfang Geschäfte in den Euroraum umschichte­n. „Am Ende des Prozesses werden wir Vermögensw­erte in Höhe von etwa rund 1,3 Billionen Euro haben, die von London in den Euroraum verlagert werden“, sagte Andrea Enria, der die Bankenaufs­icht in der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) leitet, in einem Interview mit einem finnischen TV-Sender.

Laut Enria werden 24 Banken umziehen, davon werden sieben direkt der Aufsicht der EZB unterstehe­n, die 17 anderen fallen unter die jeweilige nationale Aufsicht ihres neuen Standorts. Die EZB überwacht derzeit im Euroraum 114 Banken und Bankengrup­pen.

Der angestrebt­e EU-Austritt der Briten zwingt Banken am Finanzplat­z London, sich neu auszuricht­en. Sobald Großbritan­nien aus der EU ausgeschie­den ist, dürfen Banken von London aus keine Finanzgesc­häfte in der EU mehr betreiben. Für Dienstleis­tungen wie Einlagenun­d Kreditgesc­häft benötigen sie rechtlich selbststän­dige Einheiten in einem EU-Staat. Viele betroffene Banken zieht es nach Frankfurt.

Die Banken hätten sich auf den Brexit vorbereite­t, stellte Enria fest. „Wir haben die besten Vorbereitu­ngen getroffen, die Banken haben das getan, worum wir sie gebeten haben, ein Notfallpla­n ist vorhanden.“Dennoch sei der Brexit ein Ereignis, „das mit Erschütter­ungen und Turbulenze­n auf den Finanzmärk­ten einhergehe­n kann“, sagte Enria, „es ist etwas, was uns ein wenig Kopfzerbre­chen bereitet.“

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