Mutmaßliche Opfer Epsteins sagten aus
Frauen forderten eine Fortsetzung der Ermittlungen gegen mutmaßliche Komplizen.
In einer emotionalen Anhörung berichteten mutmaßliche Missbrauchsopfer des verstorbenen US-Millionärs Jeffrey Epstein vor Gericht von ihrem Leid. Wenige Wochen nach dem Tod des 66-Jährigen im Gefängnis sagten am Dienstag (Ortszeit) 16 Frauen vor einem Bundesgericht in Manhattan aus, sieben ließen sich durch Anwälte vertreten. Viele schilderten unter Tränen, wie Epstein ihr Leben zerstört habe. Richter Richard Berman hatte die Anhörung angesetzt, bevor das Verfahren gegen Epstein nach dessen Tod eingestellt wurde. Viele Frauen äußerten sich zum ersten Mal öffentlich.
Chauntae Davies schilderte, sie habe sich in einem Krankenhaus zwei Wochen lang übergeben müssen, nachdem sie von Epstein vergewaltigt worden sei. Eine andere Frau sagte, der Missbrauch durch Epstein werde sie „für immer verfolgen“. Sie sei Epsteins „Sklavin“gewesen und habe sich „machtlos und voller Scham“gefühlt. Epstein soll jahrelang junge, teils minderjährige Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der Investmentbanker wurde bereits 2008 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt und seitdem als Sexualverbrecher geführt. Dank einer umstrittenen Einigung mit der Staatsanwaltschaft blieb ihm ein Prozess erspart.
Mehrere Frauen berichteten, sie seien von Epsteins Ex-Freundin Ghislaine Maxwell rekrutiert worden, und forderten eine Fortsetzung der Ermittlungen gegen mutmaßliche Komplizen des Sexualverbrechers. Virginia Roberts Giuffre, die nach eigenen Worten jahrelang von Epstein missbraucht und zum Sex mit dessen wohlhabenden Freunden einschließlich des britischen Prinzen Andrew gezwungen wurde, forderte: „Die Abrechnung darf nicht aufhören, es muss weitergehen.“Nach der Anhörung sagte sie Reportern, Prinz Andrew wisse „genau, was er getan hat, und ich hoffe, dass er reinen Tisch macht“. Prinz Andrew hatte die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen. US-Bundesanwältin Maurene Comey versicherte den mutmaßlichen Opfern, die Ermittlungen würden fortgesetzt.