Salzburger Nachrichten

So konnte Thiem nur verlieren

- CHRISTIAN.MORTSCH@SN.AT

Warum spielt er in dieser körperlich­en Verfassung überhaupt? Diese Frage hat sich nicht nur Boris Becker gestellt. Sie muss öffentlich erlaubt sein. Er habe gehofft, dass weniger als 100 Prozent Fitness für seinen Erstrunden­gegner auch reichen, dass die Genesung danach schneller voranschre­itet und er so ins Turnier findet. Dominic Thiems Denkweise und Argumentat­ion ist aus seiner Sicht nachvollzi­ehbar. Als Profisport­ler will man alles versuchen, jede noch so kleine sich bietende Chance nutzen und vor einem der wichtigste­n Turniere des Jahres zu einem Teil auch nicht wahrhaben, dass der Körper einfach nicht mitspielt.

Es darf aber nicht sein, dass Thiem und sein Team diese offensicht­liche Immunschwä­che als gegeben, als „normal“zur Kenntnis nehmen. Natürlich ist niemand vor Verletzung­en und Krankheite­n gefeit. Ein Star einer Weltsporta­rt muss aber alles dafür tun und den Anspruch haben, seinen Körper so im Griff zu haben, dass eine Anfälligke­it wie diese auf ein Minimum reduziert wird. Nicht das erste Mal setzte ihn nun eine Virusinfek­tion für gleich mehrere Wochen außer Gefecht.

Sonst wird es noch öfter Situatione­n wie diese geben: Thiem will, aber er kann nicht. Die Außendarst­ellung bei den US Open war zumindest unglücklic­h. In New York angekommen, war er zunächst zu krank, um zu trainieren, aber fit genug für Fotoshooti­ngs und Sponsorent­ermine.

Diese Dinge passen nicht zu einem Profi seiner Marke. Sie passen nicht zu einem der härtesten Arbeiter auf der Tour. Auch hier kann die Nummer vier der Welt von den „Großen Drei“noch lernen. Um gewisse Fehler künftig zu vermeiden. Denn so konnte Dominic Thiem nur verlieren.

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Christian Mortsch

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