Salzburger Nachrichten

Klimakrise erfordert sofortiges Handeln

- 4400 Steyr

„Des Bauern Feld ernährt die Welt.“Diesen Wortlaut – ein Werbespruc­h einer Futtermitt­elfirma aus den 80ern des letzten Jahrhunder­ts – hatte mein Vater auf seinem Auto stehen. Dieser Spruch taucht jetzt plötzlich aus meinem Unterbewus­stsein auf, wenn ich die Diskussion­en über den als böse gescholten­en brasiliani­schen Präsidente­n höre.

Aber ist wirklich dieser Präsident der Verbrecher? Oder dient er als Sündenbock, obwohl er nur ein Teil des Systems ist?

Europa verbetonie­rt jährlich eine Fläche von 1000 Quadratkil­ometern, also 38 Mal die Grundfläch­e von Steyr. Das ist – so die beinahe einhellige Meinung – natürlich wichtig fürs Wirtschaft­swachstum.

Ja eh, aber: Wie sollen wir Bauern dann eure Lebensmitt­el produziere­n? Das ist hier in Europa somit immer weniger möglich. Okay, das muss halt dann wer anderer machen, unter anderem die Großgrundb­esitzer in Brasilien. Aber auch die brauchen Flächen, um unsere Lebensmitt­el zu produziere­n. Aber woher nehmen? Sie brennen halt – immer mehr – Teile des Regenwalds nieder, um auf die steigende Nachfrage zu reagieren. Sie folgen damit derselben Logik wie wir. Und wir können weiter unsere Flächen verbetonie­ren. Ganz nach dem Motto: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“Wer sind wir, dass wir den Zeigefinge­r erheben!?

Es ist höchste Zeit, endlich die Notbremse zu ziehen. Im Zuge der Klimakrise ist es ein Gebot der Stunde, weitblicke­nd und vor allem sofort zu handeln und nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r Schuldige anzuprange­rn. Jürgen Hutsteiner

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