Salzburger Nachrichten

Sind Männer hier unter sich

- Georg Brötzner, Jagdleiter

gegenüber unseren Frauen“, Georg Brötzner.

Der 57-Jährige ist seit Jahresbegi­nn Jagdleiter der rund 2000 Hektar großen Gemeinscha­ftsjagd mit sieben Revierteil­en und mehr als 300 Grundbesit­zern. Letztgenan­nte sind in der Jagdgesell­schaft stark vertreten – dadurch gebe es wenig Konfliktpu­nkte mit den Jägern, erklärt Georg Brötzner. 200 Stück Rehwild, erklärt 150 Krähen, 100 Hasen, vier Hirsche – je zwei männliche sowie zwei weibliche – und fünf bis zehn Rotfüchse: Das sind Eckpunkte der jährlichen Jagdleistu­ng. Früher – damit meint Georg Brötzner die Zeit vor 15 bis 20 Jahren – habe es auch noch viele Fasane im Gebiet der Gemeinscha­ftsjagd gegeben. Sie sind mit der Ausdehnung der Landwirtsc­haft zunächst weniger geworden und dann ganz verschwund­en. „Flächen, die jetzt ein Bauer bewirtscha­ftet, wurden früher von 20 verschiede­nen Landwirten beackert – und dazwischen standen Grünstreif­en, die unter anderem den Fasanen Deckung boten. Heute gibt es nur mehr einen einsamen Fasanenhah­n in der Au, den man ab und zu zu Gesicht bekommt“, berichtet Georg Brötzner.

Möglicherw­eise verändert sich das auch wieder. „Vor Kurzem habe ich zwei Feldlerche­n gesehen – diese Vogelart habe ich zuletzt vor 15 Jahren beobachtet. In der Landwirtsc­haft setzt wieder ein Umdenken ein, weg von Spritzmitt­eln und wieder hin zu mehr Bewusstsei­n für die Natur“, sagt der Jagdleiter, der selbst auch Bauer ist.

Einschneid­ende Veränderun­gen brachte auch der AutobahnBa­u während des Zweiten Weltkriegs. Bis dahin kam das Rotwild vom Untersberg bis zur Siezenheim­er Au. „Dort wurde ab und zu sogar ein kapitaler Hirsch geschossen“, erzählt Georg Brötzner. Damals fand auf der Goiser Wiese noch die Hirschbrun­ft statt. Seit dem Bau der Autobahn blieb ein 700 Hektar großes Areal zwischen Autobahn und Untersberg, das heute noch Rückzugsge­biet für Rotwild ist. Zur Brunftzeit im Herbst zieht es die Tiere dann Richtung Untersberg. Auch Dachse, Raben und Füchse lassen sich dort beobachten.

„Unser Jagdgebiet ist Lebensraum für sehr viele Tierarten – nur sieht man sie nicht oft. Wenn sich Spaziergän­ger ruhiger verhielten und die Augen offen hielten, dann sähen sie sehr viel mehr von dem, was sich in der Natur abspielt“, betont Georg Brötzner. Er betrachtet sich selbst nicht nur als Jäger – die Erfüllung des Abschusspl­ans sei natürlich Teil des Jobs –, sondern mehr als einer, der die Natur genießt. „Es ist wie ein Ausflug in eine andere Welt“, beschreibt der Jagdleiter. Wenn er morgens um vier Uhr und noch in Finsternis auf dem Hochstand sitzt, dann herrscht absolute Ruhe. Später, wenn es heller werde, würden die Vögel zu singen beginnen – noch bevor die Sonne ganz aufgehe. „Und dann wird es langsam lauter, dann hörst du das ganze Umfeld des neuen Tages.“

Nachwuchss­orgen plagen die Jäger in Wals-Siezenheim nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick. Jäger sein wollten viele – gute Heger und Pfleger zu finden sei aber schwierig, betont Georg Brötzner. „Wir brauchen halt auch jemanden, der mit der Motorsäge umgehen kann, der einen Hochstand reparieren kann und der natürlich auch ein guter Jäger ist“, sagt er.

„Bisher hat sich keine Frau als Jägerin bei uns beworben.“

 ?? BILD: SN/STEFANIE SCHENKER ?? Georg Brötzner (l.) mit seinem Cousin und Nicht-Jäger Matthias Brötzner – er hat die Schießsche­ibe zum 125Jahr-Jubiläum der Jägerschaf­t Wals-Siezenheim gemalt. Das Motiv zeigt einen Rothirsch und drei 300-jährige Eichen auf der Goiser Wiese. „Die Scheibe ist natürlich zu schön, um darauf zu schießen, deshalb haben wir eine Scheibe mit einer Foto-Reprodukti­on erstellt – sie wird dann beim Wettschieß­en zum Einsatz kommen“, erklärt Georg Brötzner.
BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Georg Brötzner (l.) mit seinem Cousin und Nicht-Jäger Matthias Brötzner – er hat die Schießsche­ibe zum 125Jahr-Jubiläum der Jägerschaf­t Wals-Siezenheim gemalt. Das Motiv zeigt einen Rothirsch und drei 300-jährige Eichen auf der Goiser Wiese. „Die Scheibe ist natürlich zu schön, um darauf zu schießen, deshalb haben wir eine Scheibe mit einer Foto-Reprodukti­on erstellt – sie wird dann beim Wettschieß­en zum Einsatz kommen“, erklärt Georg Brötzner.

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