Trump startet Angriff auf Alaskas Natur
Der Präsident will den Regenwald für kommerzielle Nutzung öffnen. Ökologen sind entsetzt.
WASHINGTON. Besucher aus aller Welt kommen in den Südosten Alaskas, um die dramatische Aussicht auf die mit gewaltigen Fichten und Zedern bewachsenen Fjorde des Tongass National Forest zu genießen. Der mit 6,8 Millionen Hektar größte intakte Regenwald Nordamerikas beheimatet Bären und Elche sowie eine Vielzahl an Vögeln. Der wilde Lachs laicht in den küstennahen Flüssen und liefert die für den Boden des Schutzgebietes so wichtigen Nährstoffe. „Der Lachs ist die goldene Gans, nicht die Holzindustrie“, weiß Chris Wood von der Umweltorganisation Trout Unlimited. Nach Schätzungen der USWaldbehörde trägt der Lachsfang jährlich eine Milliarde Dollar zu der Volkswirtschaft von Alaska bei. Hinzu kommen die erheblichen Forellenbestände im Tongass-Wald und der Outdoor-Tourismus.
Dass Präsident Trump diese Quelle des wirtschaftlichen Wohlstands und ökologischen Gleichgewichts gefährden will, geht Wood und vielen anderen Umweltschützern nicht in den Kopf. „Die Bäume müssen stehen bleiben, um die Fische in den Flüssen zu halten“, sagt Wood. Und ohne ausreichend Fische als Nahrungsquelle bekommen auch die Bärenpopulationen ein Problem.
Doch Trump ist entschlossen. Wie die „Washington Post“unter Berufung auf drei Quellen berichtet, erteilte der Präsident seinem Landwirtschaftsminister Sonny Perdue den Auftrag, den Regenwald im Südwesten Alaskas für die Bewirtschaftung zu öffnen. Damit dürften nach mehr als 20 Jahren Schutz für den Tongass-Wald wieder Bäume gefällt, Straßen gebaut, Minen eröffnet und andere Energieprojekte begonnen werden.
Unterstützt wird der Vorstoß des Präsidenten von Gouverneur Mike Dunleavy und US-Senatorin Lisa Murkowski, beide Republikaner, Klimaskeptiker und Lobbyisten für die Holzindustrie in Alaska. „Es ist erstaunlich, dass die paar verbleibenden Sägewerke im größten Nationalwald konstant besorgt sind, nicht genügend Nachschub zu bekommen“, erklärt Murkowski.
Dabei macht die Holzwirtschaft nur ein Prozent der Wirtschaft in Alaska aus. Eine Zahl, die verblasst im Vergleich zu den 17 Prozent, die der Tourismus zur Ökonomie des Bundesstaats beiträgt, oder den acht Prozent der Fischereiindustrie.
Unklar bleibt, was die für diesen Herbst angestrebte Aufhebung der von Präsident Bill Clinton vor 20 Jahren verfügten Schutzbestimmungen konkret verändern werden. Das hat zum einen damit zu tun, dass rund ein Drittel des Nationalwalds vom Kongress per Gesetz unter Naturschutz gestellt worden ist. Das heißt: Diese Gebiete dürfen nach wie vor nicht bewirtschaftet werden. Gefährdet sind die übrigen zwei Drittel, für die verschiedene US-Behörden nun Bewirtschaftungspläne erstellen müssen.
Die Regierung will dazu kommende Woche einen Fahrplan vorlegen, der auch eine Einschätzung der Auswirkungen auf die Umwelt enthalten soll. Für Umweltschützer steht jetzt schon fest, dass die Öffnung des größten intakten Regenwalds in Nordamerika für die Bewirtschaftung ökonomisch unsinnig und ökologisch gefährlich ist.