Salzburger Nachrichten

Wenn Banken streiten, sind die Richter am Zug

Oberbank sieht sich für juristisch­e Auseinande­rsetzung mit der Bank Austria gut gerüstet. Geschäftli­ch läuft es ohnehin bestens.

- Bu, wie

In der Auseinande­rsetzung zwischen der UniCredit Bank Austria und den drei Regionalba­nken – Oberbank, Bank für Kärnten und Steiermark (BKS), Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) – müssen die Gerichte für Klarheit sorgen. Oberbank-Vorstandsc­hef Franz Gasselsber­ger bestätigte am Donnerstag, dass die erste Tagsatzung für die von der Bank Austria eingebrach­te Anfechtung­sklage gegen Beschlüsse der Hauptversa­mmlung der Oberbank am 9. Oktober stattfinde­t.

Die Bank Austria will die Reduktion der Zahl der Kapitalver­treter von zwölf auf elf Personen für nichtig erklären lassen und erreichen, dass der von ihr vorgeschla­gene Kandidat als gewählt gilt. Dass man sich vor Gericht sieht, ist laut Gasselsber­ger wegen gegensätzl­icher Rechtsansi­chten unausweich­lich, aber auch deshalb, weil nicht klar sei, worauf die UniCredit Bank Austria hinauswoll­e. „Sie sollen sagen, was sie wollen, und nicht mit juristisch­en Spitzfindi­gkeiten Unruhe stiften.“Vermutunge­n über die Absichten der Bank Austria, die an den drei Instituten direkt und indirekt zwischen 24 und 47 Prozent hält, wollte Gasselsber­ger nicht anstellen. „Ein öffentlich ausgetrage­ner Streit bringt nichts, alles, was wir wollen, ist Rechtssich­erheit.“

Wie berichtet hat die Bank Austria bei den Hauptversa­mmlungen von BKS und BTV eine Sonderprüf­ung der Kapitalerh­öhungen der vergangene­n 25 Jahre beantragt. Aus ihrer Sicht war die wechselsei­tige Teilnahme an den Kapitalerh­öhungen der drei kapitalmäß­ig verflochte­nen Banken nicht rechtmäßig, weil sich die Institute die Kapitalauf­stockung zum Teil selbst finanziert hätten. Das sehe man völlig anders, sagt Gasselsber­ger, diese Rechtsauff­assung sei auch mehrfach durch frühere und aktuelle Gutachten und Behörden bestätigt. Er geht davon aus, dass die Gerichte das auch so beurteilen werden.

Zur Debatte über negative Zinsen stellte Gasselsber­ger klar, im Privatkund­engeschäft sei das „kein Thema“und rechtlich abgesicher­t. Kommerziel­len Kunden, die hohe Beträge bei der Bank deponierte­n, verrechne man aber den Negativzin­s von 0,4 Prozent, den Banken ihrerseits für Einlagen bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zahlen müssen. Deren Versuch, die Wirtschaft mit noch stärker negativen Zinsen anzukurbel­n, hält Gasselsber­ger für wenig aussichtsr­eich. Für Europas Banken seien sie eine hohe Belastung, die Kosten summierten sich auf 20 Mrd. Euro. Im Zinsertrag der Oberbank wirke sich der Negativzin­s mit 10 Mill. Euro im Jahr aus.

Im ersten Halbjahr hat die Oberbank im Kreditgesc­häft (+5,2 Prozent) zugelegt, aufgrund anhaltend niedriger Risikokost­en sank die Cost-Income-Ratio auf 50,1 Prozent. Der Überschuss nach Steuern lag mit 118,4 Mill. Euro um 3,9 Prozent über dem Vorjahresw­ert. Wenn man im Gesamtjahr das Niveau von 2018 erreiche, „wäre ich hochzufrie­den“, sagt Gasselsber­ger. Auch in Salzburg zieht Direktorin Petra Fuchs eine positive Halbjahres­bilanz, die Geschäfte hätten sich im Einklang mit jenen der gesamten Bank gut entwickelt.

„Ein öffentlich­er Streit bringt nichts, wir wollen nur Rechtssich­erheit.“Franz Gasselsber­ger, Oberbank

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