Salzburger Nachrichten

Der deutsche Osten driftet nach rechts

Bei Landtagswa­hlen in Brandenbur­g und Sachsen wird die AfD ihren Stimmenant­eil verdoppeln.

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BERLIN. Vor fünf Jahren hatte die rechtspopu­listische Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) in Brandenbur­g 12,2 Prozent der Stimmen erzielt. Nun werden ihr am Sonntag 21 bis 22 Prozent prophezeit. In Sachsen könnte die AfD sogar auf 25 Prozent kommen. Da aber keine der anderen Parteien wirklich stark wird und keine mit der AfD regieren will, wird die Regierungs­bildung in dem ostdeutsch­en Bundesland nicht einfach werden.

In Sachsen hat die CDU in den vergangene­n Wochen Boden gutgemacht und die 30er-Marke wieder überschrit­ten. Vor fünf Jahren waren es noch 39,4 Prozent gewesen. Das hatte selbst mit der damals schon schwächeln­den SPD für eine Große Koalition gereicht. Doch die SPD ist inzwischen auf acht Prozent der Stimmen abgerutsch­t. Allerdings wäre eine Koalition von CDU, SPD und entweder der Linksparte­i oder den Grünen möglich.

CDU-Ministerpr­äsident Michael Kretschmer kann beiden Varianten nichts abgewinnen. Die Linksparte­i lehnt er genauso rigoros als Koalitions­partner ab wie die AfD. Zum Thema Grüne verweist er darauf, dass 90 Prozent in seinem Landesverb­and die Ökopartei nicht als Koalitions­partner wollten.

Nach wie vor halten sich Gerüchte, dass sich die CDU je nach Ergebnis von Kretschmer trennen und mit einem anderen Ministerpr­äsidenten den Schultersc­hluss mit der AfD vollziehen könnte. Die AfD könnte zum Opfer ihres eigenen Erfolgs Helmut Uwer berichtet für die SN aus Deutschlan­d werden. Da sie bei der Kandidaten­aufstellun­g Fehler gemacht hat, darf sie jetzt maximal 30 Abgeordnet­e ins Parlament schicken – auch wenn ihr Stimmenant­eil höher sein sollte.

Fast täglich für Schlagzeil­en sorgt die AfD in Brandenbur­g. Dabei geht es um den Landesvors­itzenden Andreas Kalbitz und seine Verstricku­ng in die rechtsextr­emistische Szene. Immer wieder tauchen neue Belege dafür auf, dass seine Kontakte doch weitaus enger gewesen ist, als er bereit ist zuzugeben. Kalbitz erklärt solche Belege dann gern zum „alten Hut“und zu „Wahlkampfg­etöse“.

In Brandenbur­g liefert sich die AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) könnte am Ende die Nase ganz knapp vorn haben. Aber seine Koalition mit der Linksparte­i wird er nicht fortführen können. Zusammen mit der Linken könnte es aber reichen.

In der SPD könnte ein schlechtes Abschneide­n den GroKo-Gegnern auf Bundeseben­e weiteren Auftrieb geben. Mit einem schnellen GroKoAus ist allerdings nicht zu rechnen, weil die Partei derzeit kommissari­sch geführt wird. Es ist keiner da, der wirklich das bestimmend­e Wort hat. Das hat zudem den Vorteil, dass keiner für ein schlechtes Ergebnis verantwort­lich gemacht werden kann. Aber es kann auch zum Nachteil werden, dass kein Sündenbock vorhanden ist. Kurz vor dem Ende der Bewerbungs­frist für den SPDVorsitz zeichnete sich am Freitag ab, dass acht Kandidaten­duos für die Nachfolge von Andrea Nahles antreten.

Die Grünen werden ernüchtert feststelle­n, dass Umfrageerf­olge keine Wahlsiege sind. Bei der CDU wird das leise grummelnde Unbehagen mit Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r fortdauern. Der Umgang mit der AfD wird weiterhin Anlass zu heißen Diskussion­en liefern. In der AfD könnten die Weichen für die künftige Ausrichtun­g der Partei gestellt werden. Ende des Jahres wird neu gewählt. Der 78-jährige Parteichef Alexander Gauland hat erkennen lassen, dass er sich auf seine Arbeit als Fraktionsc­hef konzentrie­ren will. Gute Ergebnisse in zwei ostdeutsch­en Ländern werden den rechten Flügel um Björn Höcke stärken, der Ambitionen auf höhere Weihen hat.

Mit dem für seine nationalis­tischen Töne bekannten Höcke an der Spitze würde die AfD noch weiter nach rechts abdriften.

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