Salzburger Nachrichten

Ein Klarinette­nfest beendet die Salzburger Festspielz­eit

Die Pianistin Mitsuko Uchida brilliert im kammermusi­kalischen Zusammensp­iel.

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Es gibt wohl kaum ein „romantisch­eres“Instrument als die Klarinette. Nicht nur Robert Schumann und Johannes Brahms schrieben Werke für dieses Instrument, auch Carl Maria von Weber komponiert­e zwei Klarinette­nkonzerte, Louis Spohr sogar deren vier. Es darf daher nicht wundernehm­en, dass die Salzburger Festspiele – wenn auch nur im letzten Kammerkonz­ert – die Gelegenhei­t nutzten, einen der gefragten Klarinetti­sten unserer Zeit, Jörg Widmann, zu einem Konzertabe­nd einzuladen. Das Repertoire, das sich hier anbietet, ist eher klein, wenn man davon ausgeht, dass Mozarts Klarinette­nwerke von der winterlich­en Mozartwoch­e okkupiert sind.

Am Donnerstag­abend spielte Jörg Widmann zu einem kleinen Klarinette­nfest auf, begleitet von der japanische­n Pianistin Mitsuko Uchida und von der deutschen Sopranisti­n Anna Lucia Richter. Drei Mal darf geraten werden, welches Werk dabei eine zentrale Rolle spielte: natürlich Franz Schuberts am Ende seines Lebens entstanden­e Kompositio­n „Der Hirt auf dem Felsen“D 965. Sie wird selten genug aufgeführt, weil es so schwierig ist, das Stück mit anderen ähnlich besetzten Werken zusammenzu­spannen. In Anna Lucia Richter fand der Klarinetti­st eine Liedsänger­in mit der nötigen hellen, klaren, geradlinig­en und in der Höhe sicheren Stimme. Mitsuko Uchida merkte man dabei zuweilen ihre angestammt­e Rolle als Solistin an, die die Lautstärke ihres Instrument­s nach unten justieren bzw. nachjustie­ren musste.

Nicht so bei Alban Bergs „Vier Stücken für Klarinette und Klavier“op. 5, bei denen sich die Klasse der Pianistin als Kammermusi­kerin zeigte. Schade, dass diese Kompositio­n ein Dasein im Untergrund führen muss. Sie wird fast nie gespielt, wie die meisten anderen kleinen Werke aus der Frühzeit der Zweiten Wiener Schule. Mit auf dem Programm des Konzerts standen die späte Klarinette­nsonate in f-Moll op. 120/1 von Johannes Brahms mit ihrem volkstümli­chen dritten Satz, Robert Schumanns „Fantasiest­ücke“für Klarinette und Klavier op. 73 und eine Eigenkompo­sition von Widmann (die „Fantasie für Klarinette solo“) mit ihren starken jazzigen Anspielung­en.

Für Abwechslun­g war also gesorgt. Richtig aufgeregt wurde das Publikum freilich erst beim bekanntest­en Stück des Konzerts, dem „Hirten auf dem Felsen“, der – mangels anderer Zugabewerk­e in dieser Besetzung – in einer Teilwieder­holung noch einmal gespielt wurde.

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