Salzburger Nachrichten

Die Politik auf dem Gratis-Trip

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

2008 zählte die Auflagenko­ntrolle (ÖAK) täglich 2,2 Millionen Zeitungen. „Österreich“galt auch als Verkaufsti­tel, „Heute“war als Gratisblat­t noch nicht bei der ÖAK. 2018 wurden 2,8 Millionen Tageszeitu­ngen verbreitet – inklusive „Heute“und aller E-Paper. 2008 wurden acht von zehn verbreitet­en Exemplaren verkauft, 2018 nur 57 Prozent.

Doch nur die Gesamtverk­aufsquote der sechs in Wien verlegten Titel ist gesunken – von 79 auf 46 Prozent. Das andere halbe Dutzend aus den Bundesländ­ern hat sie von 85 auf 89 Prozent gesteigert. In absoluten Zahlen wurden 2018 von den Blättern aus Wien 235.000 Stück weniger als 2008 verkauft – von jenen der Bundesländ­erzeitunge­n sogar mehr.

Der enorme Gratisante­il infolge Mediennutz­ung in der UBahn, ein durch Smartphone­s gefährdete­s Geschäftsm­odell, wird massiv mit Steuermitt­eln gestützt. Nach der „Krone“sind „Heute“und „Österreich“die bevorzugte­n Werbeträge­r der öffentlich­en Hand. Neben dem rot-grünen Wien mit fast doppelt so hohen Inseratena­usgaben wie in allen anderen Bundesländ­ern zusammen haben auch die türkis-blauen Ministerie­n ihre Anzeigen weit überpropor­tional in Gratisgaze­tten platziert. Das wirkt wegen der regionalen Verteilung wie auch der Wirksamkei­t fragwürdig. Kost-nix-Blätter haben nur einen Bruchteil der Mitleserqu­ote von Kaufzeitun­gen.

Das Vergabever­halten stützt einen den Journalism­us entwertend­en Gratisunfu­g, der den Wahn schürt, dass Informatio­n nichts kostet. Es hintertrei­bt jede ernsthafte Medienpoli­tik.

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