Die Politik auf dem Gratis-Trip
2008 zählte die Auflagenkontrolle (ÖAK) täglich 2,2 Millionen Zeitungen. „Österreich“galt auch als Verkaufstitel, „Heute“war als Gratisblatt noch nicht bei der ÖAK. 2018 wurden 2,8 Millionen Tageszeitungen verbreitet – inklusive „Heute“und aller E-Paper. 2008 wurden acht von zehn verbreiteten Exemplaren verkauft, 2018 nur 57 Prozent.
Doch nur die Gesamtverkaufsquote der sechs in Wien verlegten Titel ist gesunken – von 79 auf 46 Prozent. Das andere halbe Dutzend aus den Bundesländern hat sie von 85 auf 89 Prozent gesteigert. In absoluten Zahlen wurden 2018 von den Blättern aus Wien 235.000 Stück weniger als 2008 verkauft – von jenen der Bundesländerzeitungen sogar mehr.
Der enorme Gratisanteil infolge Mediennutzung in der UBahn, ein durch Smartphones gefährdetes Geschäftsmodell, wird massiv mit Steuermitteln gestützt. Nach der „Krone“sind „Heute“und „Österreich“die bevorzugten Werbeträger der öffentlichen Hand. Neben dem rot-grünen Wien mit fast doppelt so hohen Inseratenausgaben wie in allen anderen Bundesländern zusammen haben auch die türkis-blauen Ministerien ihre Anzeigen weit überproportional in Gratisgazetten platziert. Das wirkt wegen der regionalen Verteilung wie auch der Wirksamkeit fragwürdig. Kost-nix-Blätter haben nur einen Bruchteil der Mitleserquote von Kaufzeitungen.
Das Vergabeverhalten stützt einen den Journalismus entwertenden Gratisunfug, der den Wahn schürt, dass Information nichts kostet. Es hintertreibt jede ernsthafte Medienpolitik.