Ausflügler müssen fürs Geldwechseln zahlen
Wirt in Hintersee verlangt Wechselgebühr von Besuchern, die Kleingeld für Mautschranken brauchen. Betroffene finden das unverschämt.
„Unglaublich, aber wahr.“So beschreiben die Eugendorferinnen Ingrid Jenichl und Christine Gasperl ihr Erlebnis auf einem Ausflug nach Hintersee. Sie wandten sich an die SN. „Meine Freundin und ich haben am Mittwoch einen Ausflug zur Untereckschlaghütte am Anzenberg gemacht. Caroline Koller hat die Hütte im ORF vor Kurzem vorgestellt“, so Gasperl. Weil die Almhütte mehr als neun Kilometer vom Ort entfernt und mit dem Auto erreichbar sei, haben sich die beiden für das Fahren entschieden. „Nicht sehr umweltfreundlich, aber in meinem ziemlich fortgeschrittenen Alter ist es zu beschwerlich, zu Fuß zu gehen“, begründet die ältere der zwei Nachbarinnen.
An der Mautstraße gibt es einen Schranken. Acht Euro müssen in Münzen eingeworfen werden, sagt Ingrid Jenichl. „Wir hatten zu wenige Münzen und die Wanderer in der Nähe konnten auch keinen Fünf-Euro-Schein wechseln. Also fuhren wir zurück in den Ort. In einem renommierten Gasthof ersuchten wir, unsere fünf Euro zu wechseln. Das Unglaubliche: Man wechselte uns nur gegen eine Gebühr von 50 Cent.“Das sei unverschämt.
Das sieht der Chef des Hauses, Albert Ebner, überhaupt nicht so. „Wo steht denn geschrieben, dass ich Geld wechseln muss?“, fragt er. „Ich bin keine Bank und keine Wechselstube. Das ist ein Gasthaus, in dem der Kunde König ist.“Zum Geldwechseln habe er keine Zeit. Pro Tag kämen oft zehn, 15 Leute zum Wechseln daher, an Spitzentagen bis zu 40. Es gebe in Hintersee zwei Mautstraßen mit Schranken. „Ich bin der Einzige, der am Wochenende hier offen hat.“Ebner bestätigt auf SN-Anfrage, dass die 50 Cent am Mittwoch eingehoben wurden. Die Gebühr habe man „zur Abschreckung“verlangt. Er habe sich gesagt: „Mir reicht’s.“Die Leute müssten sich selbst darum kümmern, dass sie Kleingeld haben. „Ich habe das satt.“Der Wirt sei in Hintersee offenbar für alles zuständig. Das Wechseln sei eine Dienstleistung. Er müsse schließlich, um Kleingeldrollen zu holen, mit dem Auto zur Bank nach Faistenau fahren und den Diesel bezahlen. Das sei auch nicht umweltfreundlich.
Besucher, die sich nicht abschrecken lassen, werden weiterhin Wechselgebühr zahlen müssen. Albert Ebner, TourismusSprecher in der Wirtschaftskammer Salzburg, betont: Die Einnahme werde unter Diverses in der Kassa registriert. Und der Kunde bekommt eine Rechnung.
„Ich bin keine Wechselstube. Das ist ein Gasthaus.“