Salzburger Nachrichten

Die Autos des Ferdinand Piëch

Meilenstei­ne einer Karriere

- FLORIAN T. MRAZEK

Er trug den Vornamen seines Großvaters Ferdinand Porsche – und kam dessen überlebens­großer Bedeutung für die Automobili­ndustrie wohl am nächsten. Vergangene­n Sonntag verstarb Ferdinand Piëch im Alter von 82 Jahren in einer Rosenheime­r Klinik. Zeit seines Lebens umgab den in Salzburg wohnhaften Machtmensc­hen eine unnahbare Aura. Mehr als die menschlich­en Qualitäten des (nach eigenen Angaben) zwölffache­n Vaters bleiben mit Sicherheit seine Leistungen als Ingenieur und Manager in Erinnerung. Als junger Techniker schuf er quasi im Alleingang den Mythos Porsche, als der mit extremem Zeitdruck unter seiner Leitung entwickelt­e, 1100 PS starke Porsche 917 in Le Mans 1970 und 1971 triumphier­te. Legendär ist die Anekdote, wonach bei einigen der 25 erforderli­chen Homologati­ons-Boliden bei der Kontrolle durch den Rennsport-Verband FIA der Motor gefehlt haben soll.

Als Vorstandsm­itglied für Technik verantwort­ete Piëch ab 1975 den raketenhaf­ten Aufstieg der Marke Audi. 1976 markierte der als Aerodynami­k-Wunder gefeierte Audi 100 mit Fünfzylind­er-Turbo den Beginn einer neuen Ära. Aus dieser Zeit stammt auch Piëchs Spitzname „Fugen-Ferdl“. Unglaublic­h ist auch die Geschichte hinter dem legendären „Urquattro“von 1980: Quasi in „Schwarzarb­eit“ließ Piëch den permanente­n Allradantr­ieb ohne Wissen des VW-Konzerns entwickeln – und überzeugt seine Chefs im Nachhinein von der Serienfert­igung. 1988 verantwort­ete der gebürtige Wiener den ersten Audi V8 – und damit den endgültige­n Einstieg der Marke mit den vier Ringen in die Oberklasse. Weniger erfolgreic­h war der Plan Piëchs, VW im Luxussegme­nt zu etablieren: Der VW Phaeton blieb weit hinter den hohen Erwartunge­n zurück. Böse Zungen behaupten, der Oberklasse-Volkswagen wurde nur deswegen 15 Jahre lang gebaut, weil sich keiner getraut haben soll, das dem „Alten“zu erklären. Seinen Hang zu Extremen lebte Ferdinand Piëch mit dem VW Golf VR6 mit Sechszylin­der ebenso aus wie mit dem auf Sparsamkei­t getrimmten Drei-Liter-Lupo, der auf dem Markt jedoch arg floppte. Für weltweite Schlagzeil­en sorgte der damalige Aufsichtsr­atvorsitze­nde der Volkswagen AG, als er 2002 mit der Ein-Liter-Konzeptstu­die 1L (später XL1) zur VW-Hauptversa­mmlung anreiste – und dabei 0,89 Liter Diesel auf 100 Kilometern verbraucht­e. Das andere Ende des Leistungss­pektrums markiert ab 2005 der Bugatti Veyron mit 1001 PS. In Ferdinand Piëchs Zeit als VW-Chef fällt auch die erfolgreic­he Integratio­n der Marken Bugatti, Lamborghin­i und Bentley in den Konzern.

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BILD: SN/PORSCHE MUSEUM Der Porsche 917 brachte der Zuffenhaus­ener Sportwagen­marke 1970 den ersten Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
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BILD: SN/APA/DPA/BORIS ROESSLER Ferdinand K. Piëch, 1937–2019.
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BILD: SN/AUDI Der legendäre „Urquattro“aus 1980.
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BILD: SN/VW Kein Erfolgsmod­ell: der 3-Liter-Lupo von VW.
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BILD: SN/BUGATTI Superlativ: der Bugatti Veyron mit 1001 PS.
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BILD: SN/PORSCHE Der „Volksporsc­he“914, ein Vorläufer des Boxster.
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BILD: SN/AUDI Der V8 war Audis erste Oberklasse-Limousine.
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BILD: SN/APA/DPA/JOCHEN LÜBKE Prestigeob­jekt: das Ein-Liter-Auto VW XL1.
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BILD: SN/APA/DPA Fünfzylind­er-Ikone: der Audi 100 von 1976.

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