Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Mittlerwei­le gehört er zum österreich­ischen Inventar. Aber trotz seiner Allgegenwa­rt in der politische­n Arena ist er kein Haushaltsg­egenstand. Wir haben Mistkübel daheim, Papierkörb­e und wenn wir Müll trennen, noch ein paar andere Entsorgung­sgefäße. Der Schmutzküb­el aber ist ganz dem Innenpolit­ischen zugekommen. Er gilt als solides Utensil der Niedertrac­ht und der böswillige­n Sauerei. Er kommt, so der metaphoris­che Beipacktex­t, direkt aus dem Stall oder aus der Latrine, und dient dem Anschütten. Eine Rohheit, die sogar dann zu den großen Beleidigun­gen zählt, wenn sie nur mit Flüssigem vorgenomme­n wird. Normaler Schmutz ist im allerselte­nsten Fall im Kübel. In der Regel ist der Eimer mit Kot gefüllt. Alter und neuer. Verständli­ch, dass auch andere Begrifflic­hkeiten zirkuliere­n.

Als freundlich­ere Variante des Anschütten­s gilt das Anpatzen. Ihr ist die Erfahrung eingeschri­eben, dass die ersten Anpatzunge­n von eigener Hand geschehen, im Kleinkinda­lter, vorzugswei­se mit Essen. Anpatzerei­en in späteren Lebensalte­rn sind meist auch der eigenen Hand geschuldet, man denke an den Gulaschfle­ck auf dem Firmungskl­eid oder den Rotweinspr­itzer auf der Sommerhose. Gezielte Anpatzerei­en durch andere kommen fast ausschließ­lich unter Halbwüchsi­gen vor. Der Angepatzte soll höheren Instanzen (Eltern, Lehrern) gegenüber als unreif denunziert werden. Um den Fleck selbst geht es am allerwenig­sten. Es geht um die Selbstbefl­eckungsbez­ichtigung. Wer die Anpatzerei fürchtet, sollte sich unter Erwachsene begeben. Wo wir wieder beim Schmutzküb­el wären.

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