E-Zigaretten: Forscher fordern US-Behörden zum Handeln auf
Nach Todes- und Krankheitsfällen reißt die Diskussion um E-Zigaretten in den USA nicht ab. Jetzt fanden Wissenschafter einen möglicherweise krebserregenden Stoff in einigen Produkten.
In E-Zigaretten und Kautabak in den USA haben Wissenschafter einen möglicherweise krebserregenden Geschmacksstoff „in besorgniserregend hoher Konzentration“entdeckt. Der Stoff namens Pulegon sei in Produkten mit Minz- und Mentholgeschmack enthalten, berichteten die Wissenschafter um Sven-Eric Jordt von der Duke-Universität (Bundesstaat North Carolina) im Fachjournal „Jama Internal Medicine“. Als Geschmackszusatzstoff in Lebensmitteln habe die zuständige US-Behörde Pulegon bereits im vergangenen Jahr verboten, für E-Zigaretten und Kautabak sei die Verwendung der Chemikalie jedoch nicht reguliert.
Gemeinsam mit Kollegen untersuchte Jordt mehrere Marken von Mentholzigaretten, drei E-Zigaretten-Marken und eine KautabakMarke, die alle Pulegon enthalten. Sowohl bei den E-Zigaretten als auch beim Kautabak war die Konzentration „besorgniserregend“, bei den Mentholzigaretten lag sie unter dem Schwellenwert.
Es sei nicht ganz klar, wie sich die Aufnahme von Pulegon unterscheide, wenn es nicht geraucht, sondern per E-Zigarette aufgenommen werde, hieß es von den Wissenschaftern. Sie forderten die US-Regulierungsbehörde FDA auf, Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko der Pulegon-Aussetzung zu mindern.
In Deutschland habe der Gesetzgeber den Stoff bereits bei der Regulierung von E-Zigaretten indirekt berücksichtigt, teilte Michal Dobrajc vom Verband des E-ZigarettenHandels auf Anfrage mit. Auf einer Liste von Inhaltsstoffen, die in E-Zigaretten ausdrücklich verboten sind, sei Pulegon zwar nicht namentlich aufgeführt. Wohl aber verarbeitete Bestandteile, Extrakte und Öle, die aus der Pflanze Poleyminze stammen. Das ätherische Öl der Poleyminze bestehe aus bis zu 94 Prozent Pulegon und werde vom Gesetzgeber daher ausdrücklich als Inhaltsstoff verboten, schreibt Dobrajc. „Wir gehen davon aus, dass sich alle Marktteilnehmer an die gesetzlichen Vorgaben halten.“
Nach mehreren Todes- und vielen Krankheitsfällen – es geht um ungeklärte Lungenerkrankungen – in Zusammenhang mit E-Zigaretten war in den USA zuletzt eine Diskussion entbrannt. Ausgefallene Geschmacksrichtungen für E-Zigaretten sollen nach dem Willen der USRegierung in den Vereinigten Staaten nun verboten werden.
Präsident Donald Trump hatte in der vergangenen Woche „sehr strenge“Vorschriften für Hersteller angekündigt und die Nutzung von E-Zigaretten als „großes Problem“bezeichnet. In Deutschland oder Europa ist allerdings bislang kein ähnlicher Anstieg solcher spezieller Krankheitsfälle bekannt. Die Beschwerden scheinen sich auf Benutzer von E-Zigaretten in den USA zu beschränken.