Wie man Stoff zum Weinen bringt
Schnelle Spiele und Textilien mit Gefühl: In Hallein sprießen Ideen.
Getüftelt und gearbeitet wird in der Alten Saline auf der Halleiner Pernerinsel in jedem Eck und zu jeder Tageszeit. Woran? Das lässt sich nicht immer mit der gleichen Gewissheit sagen. Und das ist auch nicht nötig. Die Halleiner Schmiede, die jeden September für zehn Tage in das ehemalige Industriegelände einzieht, lockt auch deshalb jedes Jahr rund 200 Teilnehmer aus aller Welt, weil sie als Ideenlabor funktioniert, in dem sich Computerexperten, Künstler, Designer oder Musiker zu Projekten mit offenem Ausgang zusammenfinden. Die Atmosphäre lässt sich vielleicht mit einem leisen, aber beständigen Vibrieren am besten umschreiben.
In dem kleinen Raum, wo sich Chun Shao ihr Atelier auf Zeit eingerichtet hat, kommt dieses Vibrieren aus einem Stück Silikonstoff. Chun Shao experimentiert mit Möglichkeiten, Textilien mit technologischen Funktionen auszustatten. Mit lauter kleinen, ins Silikon genähten Motoren lässt sie eines ihrer Werkstücke vibrieren. Ein anderes hat lauter kleine Taschen, aus denen Wasser tropft: Ein Stoff, der weinen kann, sei die Idee bei diesem Experiment, erzählt die chinesische Forscherin und Künstlerin. In ihrer Arbeit gehe es auch darum, Tradition und Technologie zusammenzuführen. Nach dem Ende der Schmiede werde sie noch am Salzburger Universitätsinstitut für Interaktion zwischen Mensch und Computer (HCI) weitertüfteln, erzählt Chun Shao bei einem Rundgang durch die Schmiede. Eine Abordnung des Instituts ist unterdessen in einem anderen Raum am Werk. „In unserem Projekt geht es um die Frage, wie kreativ künstliche Intelligenz sein kann“, erläutert HCI-Forscher Martin Murer. Die Gruppe versuche, sich in laufende Schmiede-Projekte einzuklinken und ein selbstlernendes Netzwerk etwa Design-Fragen lösen zu lassen.
Den umgekehrten Weg geht eine andere Gruppe von Schmieden, die sich in Hallein formiert hat: Sie wollen bei den Abschlusspräsentationen am Freitag ein schamanisches Techno-Ritual mit Datenanzug und VR-Brille erlebbar machen – und damit vielleicht auch der Technologie eine Seele einhauchen, die ihr oft abgesprochen wird.
Wer behauptet, dass Computerspiele träge machen, wird indes auf der Schmiede eines Besseren belehrt: Beim GameJam finden sich die schnellsten Tüftler. Die Vorgabe lautete auch heuer, innerhalb von zwei Tagen ein Spiel zu kreieren: Vom klassischen PC-Game bis zum Handyspiel und einer Lern-App für Kinder reichten die Ergebnisse heuer, sagt GameJam-Leiter Florian Jindra. Beispiele werden auch am Freitag bei der abschließenden Werkschau zu sehen sein. Termin: