Mordverdächtiger auf der Flucht überfahren
Der Mann soll zuvor eine 85-jährige Frau, die er in Geldangelegenheiten beraten hat, in ihrem Haus getötet haben.
Die Serie an Frauenmorden in Niederösterreich geht weiter. Am Montagabend ereignete sich die zwölfte Bluttat in diesem Jahr, und zwar in der Gemeinde Edlitz im Bezirk Neunkirchen. Das Opfer war eine 85-jährige Frau.
Was in dem schmucken Haus gegen 20.30 Uhr genau passiert ist, ermittelt die Polizei noch. Tatsache ist, dass einem Nachbarn der früheren Bauunternehmerin seltsame Geräusche in dem Gebäude aufgefallen sind. Als er nachschaute, sah er einen Mann, der in einen nahe gelegenen Wald flüchtete. Er verfolgte ihn, verlor ihn aber dann aus den Augen.
Als die Polizei eintraf, fanden die Beamten die Bauunternehmerin, die auf dem Boden lag. Sie war anscheinend erschlagen worden. Versuche, sie zu reanimieren, blieben ohne Erfolg.
Die Polizei ging zuerst davon aus, dass eine Homeinvasion stattgefunden hatte. Dass es also einen Raubüberfall in dem Haus auf die 85-Jährige gegeben hatte. Bei einer Homeinvasion sind die Opfer in den meisten Fällen ältere, oft auch pflegebedürftige Personen. Die Täter kundschaften häufig die Opfer aus, brechen in das Haus ein und überwältigen die anwesenden Personen. Dabei gehen sie oft sehr brutal vor.
Die Polizei begann jedenfalls sofort mit der Fahndung nach dem Täter. Im Einsatz waren auch ein Hubschrauber des Innenministeriums und eine Suchhundestaffel.
Während die Beamten die nähere Umgebung der Villa durchsuchten, kam es auf der Autobahn bei Grimmenstein zu einem schweren Verkehrsunfall. Ein Mann wurde beim Überqueren der Autobahn von einem Lkw niedergefahren. „Dass ein Mann in der Nähe des Tatorts die Autobahn überquert und die Personenbeschreibung des Zeugen legte den Verdacht nahe, dass es sich um den Täter handelt“, teilte dazu die Pressestelle der niederösterreichischen Polizei mit. Außerdem hatte er die Schlüssel für das Auto mit, das bei der Villa abgestellt war und das zu dem Zeitpunkt bereits von den Kriminaltechnikern untersucht wurde.
Der Mann, der bei dem Unfall schwer verletzt worden war, wurde ins Spital gebracht und operiert. Er liegt im künstlichen Tiefschlaf. Lebensgefahr soll nicht bestehen. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 61-jährigen Österreicher. Der Mann „ist mit dem Opfer offensichtlich in einer geschäftlichen Verbindung gestanden“, sagte Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Es soll sich um einen Bankangestellten handeln, der als eine Art Berater in Geldangelegenheiten für die Frau tätig gewesen sein soll. Gegen ihn wird wegen Mordes ermittelt, er wird im Spital bewacht.
Die Staatsanwaltschaft hat außerdem die Obduktion der Leiche angeordnet, um die genaue Todesursache zu klären. Die Familie der ermordeten Frau soll bereits einmal Opfer von Kriminellen gewesen sein, und zwar vor einigen Jahren bei einer Homeinvasion.
In Österreich gab es im vergangenen Jahr 16 Fälle von Homeinvasions. Die Zahl ist über die vergangenen Jahre etwa gleich geblieben. Beim Bundeskriminalamt heißt es, dass die Täter meist aus Rumänien bzw. den Staaten Rest-Jugoslawiens stammen. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden in diesen Ländern sei es gelungen, eine Vielzahl von Taten aufzuklären.