Tanz ist für alle da!
Wie Kristian Lever mit seinem Werk „Framework“die Theatertüren für jeden öffnen will.
Kristian Lever gehört zu den jüngsten, aber auch erfolgreichsten Choreografen Europas und hat es sich zur Aufgabe gemacht, zusammen mit seiner Klever Dance Company in Inhalt und Zielpublikum weit über das Herkömmliche hinauszugehen. Mit „Framework“erzählt der finnisch-britische Tänzer bei den Dialogen am 27. November in der Szene Salzburg einen Thriller allein durch Tanz.
SN: Wann kam Ihnen die Idee zu „Framework“? Kristian Lever: Die Idee trage ich schon lang mit mir rum, bestimmt ein paar Jahre, aber so richtig hat es im Dezember letzten Jahres begonnen, als ich anfing, mit Andreas Fladvad-Geier zu reden. Ich finde die Dialoge sehr geeignet, um das Werk uraufzuführen.
SN: Sie mögen das Festival also sehr gern? Ich mag den Grundgedanken, dass Musik, Tanz und Theater nicht nur bestimmten Menschen mit bestimmtem Bildungshintergrund vorbehalten sein sollten. Tanz und Theater sollten für alle da sein. Mein Vater ist ein gutes Beispiel. Er kommt aus Liverpool, einer britischen Arbeiterstadt. Bis sein Sohn angefangen hat zu tanzen, war er nicht in Berührung mit Tanz oder Kunst gekommen. Jetzt sieht er manchmal Aufführungen und fühlt sich ausgeschlossen oder fürchtet, dass er etwas nicht verstanden hat. Ich glaube, es geht vielen Menschen so, und das möchte ich ändern. Denn wenn mein Vater etwas sieht, das ihm wirklich gefällt, und er davon berührt ist, dann gibt es nichts Schöneres
für ihn, und das Gefühl möchte ich den Menschen ermöglichen, egal ob sie oft ins Theater gehen oder zum ersten Mal.
SN: „Framework“erzählt eine Geschichte aus zwei Perspektiven. Ist es nicht schwierig, Geschichten mit Tanz zu erzählen? Doch. Es ist schwierig, weil wir uns mit einer Bewegung selten identifizieren. Ich kann meinen Arm heben, aber das muss nichts bedeuten. Wenn ich aber mit Körpersprache arbeite, dann wird es schon wesentlich emotionaler, und Tanz hat großes Potenzial, Emotionen, Gefühle und Atmosphäre auszudrücken. Ich glaube, in meiner Geschichte stecken viele Emotionen und Tanz und Musik gehen Hand in Hand. Diese Kombination kann Gefühle besser ausdrücken als Worte. Der Text ist trotzdem der rote Faden, und das nicht nur für mich und die Tänzer, sondern auch für unser Publikum. Wir verstehen dadurch, warum wir die Menschen fröhlich oder verzweifelt tanzen sehen. Dadurch können wir dem Geschehen besser folgen.
SN: Die Musik stammt von Marshall McDaniel und seinem Bruder Kellen, mit dem Sie auch die Geschichte geschrieben haben. Genau. Wir haben schon öfter zusammengearbeitet und sie sind so unglaublich talentiert und binden mich in den Entwicklungsprozess mit ein. Die beiden finden dann die perfekte Balance für die Musik und komponieren sie perfekt auf die Show zu. Die Musik ist wortwörtlich dafür gemacht. Als ich die ersten Entwürfe angehört habe, war ich ganz verzaubert. Es ist packend und herzzerreißend zugleich.
SN: Wünschen Sie sich, dass Ihr Publikum das spürt, wenn es „Framework“sieht? Ich freue mich, wenn ich die Menschen bewege und berühre. Wenn ich selbst ins Theater gehe und beim Verlassen so ein starkes Gefühl in meiner Brust spüre, dann möchte ich es teilen. Wenn ich es also schaffe, dass die Menschen miteinander reden, nachdem sie „Framework“gesehen haben, dann bin ich glücklich.