Salzburger Nachrichten

Musik im Möbelhaus

Kein Ort ist sicher! Die Dialoge machen ungewöhnli­che Orte der Stadt zu Konzertbüh­nen, und so kann es passieren, dass man während des Festivals zufällig in ein Konzert spaziert.

- LARISSA SCHÜTZ

Immer wieder samstags kann man in einem bestimmten schwedisch­en Möbelhaus neben dem Salzburger Europark folgendes Szenario beobachten: Menschen drängen sich durch die Gänge, strapazier­en Nerven und Konto des Partners und bringen Sachen heim, die sie niemals brauchten oder brauchen werden. Und genau an einem Samstag wagen es nun die Dialoge ins Gewusel, um zwischen Billy und Hemnes ein Konzert zu geben, bei dem die Stars nicht Benjamin Schmid oder Dorothee Oberlinger heißen – ihr Konzert findet erst tags darauf statt – sondern Mjöd der Bierkrug oder Blanda die Serviersch­üssel.

„Alles ist möglich“, hat Andreas FladvadGei­er über sein Dialoge-Programm gesagt und das ganz wörtlich gemeint. Und so ist es also kein Witz, dass am 23. November um 14 Uhr Nico Gerstmayer bei Ikea ein Konzert für Marimba und Ikea-Küchenuten­silien geben wird. Dahinter versteckt sich natürlich ein tieferer Sinn, den die Konzertrei­he „Ortswechse­l“

transporti­eren will. Da zeitgenöss­ische Musik im Gegensatz zum berühmten Ikea-Hot-Dog nicht unbedingt den Ruf genießt, leicht bekömmlich zu sein, wollen die Dialoge etwas nachhelfen und genau das möglich machen: locker und ungezwunge­n Musik konsumiere­n.

15 bis 20 Minuten zeitgenöss­ische Musik, die die Menschen zwischendu­rch und zufällig genießen können, so soll mit den „Ortswechse­ln“ein erfrischen­d neuer Zugang zu zeitgenöss­ischer Musik gelegt werden. Eine Begegnung fernab des geschützte­n Konzertsaa­ls soll es sein, denn andere Orte erwirken oft eine andere Wahrnehmun­g. „Und vielleicht kommen ja genau dadurch dann auch ein paar neue Gesichter zu uns in den Konzertsaa­l, das würde mich natürlich freuen“, spekuliert Andreas Fladvad-Geier, der die Konzertrei­he allerdings nicht als Werbemaßna­hme, sondern vor allem als Chance auf Begegnunge­n und ungewohnte Hörerlebni­sse sieht.

In die Reihe der 13 ungewöhnli­chen „Ortswechse­l“gliedert sich auch die Abschlussp­räsentatio­n

der KomponierW­erkstatt mit Prof. Harald Schmieding­er ein, die findet nämlich quasi bei Mozarts zu Hause statt, am 29. November im Tanzmeiste­rsaal, der sich bekanntlic­h in Mozarts Wohnhaus befindet.

Anderer Ort, andere Wahrnehmun­g. Darum geht es auch bei den Dialoge-Meditation­en, die jeweils den Abschluss eines gelungenen Konzertabe­nds ausmachen sollen. Ab dem ersten Sonntag laden die Dialoge und junge Musiker zu Meditation­en über das AbWesen und das Da-Sein ein.

Auch hierfür haben sich die Beteiligte­n keinen gewöhnlich­en Konzertsaa­l ausgesucht, sondern die Stiftskirc­he zu St. Peter, in der die Besucher sechs Abende lang jeweils zu einer halbstündi­gen Reflexion über sich und die Welt eingeladen sind. Anstelle des üblichen Drinks nach dem Konzert gibt es ein geistig-geistliche­s Programm mit Musik und Texten aus allen Jahrhunder­ten, die sich mit den großen Themen der Menschheit auseinande­rsetzen und die Besucher vermutlich besser als jedes Glas Rotwein abschalten lassen werden.

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BILD: SN/WOLFGANG LIENBACHER Der „Ortswechse­l“bringt bei den Dialogen wieder die Bahnhofsha­lle zum Klingen.

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