Salzburger Nachrichten

„,Sound of Music‘ ist heute ein Goldesel“

Françoise von Trapp, die Enkelin des berühmten Barons, kommt beruflich nach Salzburg zurück. Sie will mehr Frauen für Technik begeistern.

- „The Future of Women in Tech“, Freitag, 15. November, 18 Uhr an der FH Salzburg, Campus Urstein.

Mehr als zehn Jahre lang hatte sie Ruhe von den vielen Fragen. In der Zeit war Françoise verheirate­t und trug den Nachnamen ihres Mannes, Gibson. Nach der Scheidung hat sie wieder ihren Mädchennam­en Trapp angenommen und wird nun wieder häufiger auf ihre Familienge­schichte angesproch­en. „Ich kann bis heute meine Kreditkart­e nicht benutzen, ohne danach gefragt zu werden“, erzählt die Amerikaner­in. Der Musikfilm „The Sound of Music“aus dem Jahr 1965 über die Familie Trapp ist bis heute weltweit Kult. Françoise ist die Enkelin des Barons von Trapp. Ihr Vater war Rupert, das älteste der zehn Trapp-Kinder, das im Film den Namen Friedrich bekam.

Françoise von Trapp arbeitete erst in der Trapp Family Lodge, dem Hotel, das die Familie bis heute in Vermont betreibt. Die Branche hat sie aber bald gewechselt und vor zehn Jahren in Arizona „3D InCites“gegründet, einen Branchenbl­og über Themen der Halbleiter­industrie, und die Marketinga­gentur Kiterocket. Sie schreibt über spannende Karrieren anderer Frauen in der Industrie und versucht so, auch junge Frauen für die Branche zu interessie­ren. Zudem hat sie das Netzwerk „Semisister­s“mit gegründet, das Frauen in der Halbleiter­industrie verbindet. „Unternehme­n müssen sich mehr anstrengen. Es gibt die Frauen da draußen. Sie sind vielleicht schwierige­r zu finden, aber dann muss man eben nach ihnen suchen.“Ihr Engagement ist auch der Grund, der sie nun zum vierten

Mal nach Salzburg führt: Kommenden Freitag ist sie auf Einladung der Society of Women Engineers – der größten Vereinigun­g von Frauen aus Ingenieurw­esen und Technik – an der FH Salzburg zu Gast.

„Salzburg gehört zu meinen Lieblingss­tädten. Nicht nur, weil mein Vater hier in Aigen gelebt hat“, erzählt die 54-Jährige. Das erste Mal kam sie nach ihrem Schulabsch­luss 1987, das zweite Mal vier Jahre später. Vor neun Jahren war sie zum dritten Mal in Salzburg, die Entwicklun­g

der Stadt beobachtet sie weiter. „Bei meinen ersten zwei Besuchen gab es noch wenig Tourismus rund um den Film. Das hat sich geändert. ,Sound of Music‘ ist heute auch in Salzburg zum Goldesel geworden. Ich verstehe das, aber es gefiel mir besser, als die Aufmerksam­keit geringer war. Es war ein Ort, an dem ich in Ruhe das Erbe meiner Vorfahren besuchen konnte. Ohne den ganzen Glamour“, erzählt sie. Den Film hat sie unzählige Male gesehen – mit gemischten Gefühlen. „Ich bin stolz auf meine Herkunft. Und ich mag den Film. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass er die Geschichte meiner Familie erzählt. Es ist eben Hollywood und vielleicht noch mehr Marias Geschichte, aber ganz sicher nicht die Geschichte meines Vaters.“Dieser war bereits 16, als die 21-jährige Maria in die Familie kam. „Er hatte also eine Stiefmutte­r, die nur wenige Jahre älter war als er. Das wird im Film ganz anders dargestell­t.“

Vom Rummel rund um den Film profitiert auch Françoise von Trapp, wenn auch in geringem Ausmaß. Denn Maria Trapp hatte die Filmrechte billig hergegeben. „Der Film hat Abermillio­nen eingespiel­t. Die Familie hat davon wenig gesehen.

„Es ist nicht die Geschichte meines Vaters.“

Meine Großmutter hat damals einen Fehler gemacht.“Sie bekomme als Enkelin heute ein Sechstel von einem Zehntel von einem Prozent der Tantiemen. In den besten Jahren seien das 3000 Dollar gewesen, im Vorjahr habe sie knapp 1000 Dollar bekommen. „Wenn man das hochrechne­t, weiß man in etwa, wie viel Geld man 54 Jahre später noch mit dem Film macht.“

Auf ihren vierten Salzburg-Besuch kommende Woche freut sie sich sehr. „Mein Lebenspart­ner sieht Salzburg zum ersten Mal. Ich freue mich darauf, ihm die Stadt zu zeigen.“Vielleicht ändert er dann seine Meinung. „Er mag den Film überhaupt nicht. Paradoxerw­eise war ich noch nie mit einem Mann zusammen, der den Film mochte.“

Veranstalt­ung:

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BILD: SN/PRIVAT Françoise auf dem Schoß ihrer Mutter mit Vater und Geschwiste­rn in der Trapp Family Lodge in Vermont im Jahr 1968.
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Françoise von Trapp

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