Salzburger Nachrichten

Österreich­s Budgetpfad führt auf Abwege

Ohne Wahlzucker­l werden Defizit und Staatsschu­lden laut EcoAustria wieder größer. Mit ihnen noch schneller.

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WIEN. Wenn die nächste Regierung bei Pflege-, Pensions- und Gesundheit­sausgaben nicht umschwenkt, wird Österreich­s Schuldenqu­ote – also das Verhältnis der Staatsschu­lden zur Wirtschaft­sleistung – in wenigen Jahren wieder steigen. Daran sind weniger die jüngsten wahlkampfb­edingten Beschlüsse im Nationalra­t schuld, mit denen etwa die sogenannte Hacklerreg­elung wiedereing­eführt oder die einjährige Wartezeit bis zur ersten Pensionser­höhung abgeschaff­t wurde, sondern die Demografie und die Abkühlung der Konjunktur.

Ohne Reformen werden die Ausgaben in den drei Bereichen Gesundheit, Pflege und Pensionen bis 2060 um 4,2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s steigen, rechnet die Wirtschaft­sdenkfabri­k EcoAustria vor. Konkret wären das rund 16,2 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich für Gesundheit, Pflege und Pensionen oder umgerechne­t 1830 Euro pro Kopf. Die Pensionen werden dann schon 16 statt bisher 14 Prozent des BIP ausmachen.

Die Wirtschaft­sforscher fordern unter anderem eine Anhebung des gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­rs bis 2060 von 65 auf 67 Jahre und des faktischen von heute 61 auf 63 Jahre. Damit ließe sich verhindern, dass die Pensionen weiter sinken oder die Beiträge beziehungs­weise der

Bundeszusc­huss weiter erhöht werden müssen. Ein stärkere Anhebung des Antrittsal­ters würde auch höhere Pensionen ermögliche­n.

Österreich sei auf einem guten Weg gewesen, das Maastricht-Kriterium von 60 Prozent Staatsvers­chuldung schon bald und für mehrere Jahre zu unterschre­iten, betont EcoAustria-Chef Tobias Thomas. Mit den Nationalra­tsentschei­dungen werde das jedoch nur noch kurz der Fall sein. Nach den Schätzunge­n der Denkfabrik wird die Verschuldu­ng in den nächsten drei Jahren zwar in Richtung 60-Prozent-Grenze sinken, aber bereits ab 2027 wieder steigen.

Allein die nun beschlosse­ne raschere Pensionser­höhung schlage zwar im ersten Jahr mit nur 30 Millionen Euro zu Buche, 2050 koste sie aber bereits rund 900 Millionen Euro. Bei der abschlagsf­reien Frühpensio­nierung nach 45 Arbeitsjah­ren sei die Entwicklun­g ähnlich. Das oft verwendete Argument, eine gute wirtschaft­liche Entwicklun­g und die extrem niedrigen Zinsen würden das Problem einer neuerliche­n höheren Verschuldu­ng lösen, sei daher nicht haltbar, heißt es bei EcoAustria.

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BILD: SN/APA Das Pensionsan­trittsalte­r sollte bis 2060 auf 67 Jahre steigen.

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