Die Fernsehzukunft im Sport ist nicht rosig und kostet
Stellen Sie sich vor: Es ist Fußball-WM und nur wenige können im TV zusehen. Das ist die nahe Zukunft. Die Gier der Weltverbände nach TV-Milliarden muss ein Ende haben.
Es war der TV-Aufreger der Woche. Wieder einmal, ist der Fernsehzuschauer geneigt zu sagen. Das am Dienstag mit viel Spannung erwartete vierte Champions-League-Gruppenspiel von FC Salzburg bei Neapel war im frei empfangbaren Fernsehen nicht live zu sehen. Der Streamingdienst DAZN übertrug das gesamte Match, Sky musste sich mit der Konferenz begnügen. Beide Varianten sind kostenpflichtig. Einschaltquoten werden tunlichst vermieden. Im frei empfangbaren TV, dem sogenannten Free-TV, blieben die Bildschirme vom Fußball an diesem Abend wieder dunkel. Nur die Europa League gibt es dieser Tage mit österreichischer Beteiligung auf Puls 4. Bis zu 800.000 Zuschauer waren dort übrigens am Donnerstag bei LASK und WAC live dabei.
Schon im Vorfeld des Salzburg-Spiels hatten viele SN-Leser – teils fragend, teils verbittert – angerufen oder gemailt und Informationen über die Details angefordert. „Wo kann ich das Match der Salzburger in Neapel sehen?“, wurde nicht nur ein Mal von interessierten Sportfans gefragt.
Leichten Trost gab es mit einer Meldung dieser Tage, dass das Finale der Champions
League ab der Saison 2021/2022 vom Europäischen Fußballverband UEFA an das ZDF vergeben wurde – der ORF überlegt nach eigenen Angaben noch. Bis dorthin wird die Leidenszeit verlängert. Es wird nämlich eng. Nicht nur, was die Spiele in der Fußball-Königsklasse der besten Clubs der Welt betrifft. Die Fußball-EM im kommenden Jahr könnte das letzte Mal im frei empfangbaren TV zu erleben sein. Die Olympischen Spiele werden noch längere Zeit frei empfangbar sein. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland bis 2024, in Österreich bis 2020. Beide Länder kauften Übertragungspakete vom Rechteinhaber Discovery. Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen immer mehr kalkulieren, das Budget wird weiter enger geschnürt – und in genau diesem Verhältnis schnellen gefühlt die Liverechte in die Höhe. Das „Fernsehen für viele“bleibt Illusion.
Es ist das Diktat der großen Weltsportverbände wie FIFA, UEFA oder IOC, das vorherrscht. Gewinnmaximierung ist das Zauberwort. Die Folgen sind klar: Es ist die wunderbare Geldvermehrung der Sportrechteinhaber auf Kosten der Fans, die sich in Sportbars versammeln oder in die Public-Viewing-Zonen ausweichen müssen. Weg vom heimischen TVGerät. Heißt es also in Bälde: „Auf Wiedersehen, Olympia, Formel 1, Skiweltcup oder Fußball“? Was kommt danach? Wie schaut die TVWelt in zehn, 15 Jahren aus?
Wir müssen uns auf eine neue Zeitrechnung einstellen. Das Bezahlfernsehen überholt uns längst in vielen TV-Bereichen. Netflix, Sky oder Amazon zeigen uns, wie unabhängig wir zu jeder Tageszeit die Bewegtbilder konsumieren können. Dafür sind vor allem die Jungen gewohnt Geld auszugeben. Die älteren Konsumenten überlegen noch. Ein Thema ist es in vielen Haushalten allemal. Wobei es vielleicht noch einen kleinen Unterschied gibt: Im Livesport sind fixe Zeiten für den Ankick oder den Startschuss vorgegeben. Zu jeder Tages- und Nachtzeit schauen ist nur begrenzt sinn- und lustvoll. Nachschauen hat hier einen schalen Beigeschmack, wenn die aktuellen Ergebnisse schon veröffentlicht worden sind und die Spannung damit fehlt. Wie lange geht das Spiel um internationale TV-Rechte und Milliarden noch gut?