Salzburger Nachrichten

Anklage im Spionagefa­ll: Polizei stellt 28.000 Euro sicher

Ein Jahr nach Auffliegen eines Spionagefa­lls beim Bundesheer zugunsten Russlands brachte die Staatsanwa­ltschaft Salzburg die Anklage ein. Dem Offizier außer Dienst droht jahrelange Haft.

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SALZBURG. Der pensionier­te Oberst (71) des Bundesheer­es aus Salzburg wird sich wegen Spionagetä­tigkeit vor einem Geschworen­engericht in Salzburg verantwort­en müssen. Staatsanwa­lt Marcus Neher wirft ihm in der Anklage vor, er habe seit 1993 im Dienste des russischen Militärgeh­eimdienste­s GRU spioniert und „seinen Führungsof­fizier mit umfassende­n Informatio­nen aus dem militärisc­hen Spektrum des Österreich­ischen Bundesheer­es, insbesonde­re über Waffensyst­eme und Aufgabenst­ellungen der Landund Luftstreit­kräfte“versorgt, wie die Staatsanwa­ltschaft und die Landespoli­zeidirekti­on am Freitag schriftlic­h bekannt gaben.

Strafrecht­lich werden dem pensionier­ten Soldaten ein Vergehen (Betreiben eines geheimen Nachrichte­ndienstes zum Nachteil Österreich­s, Strafdrohu­ng bis drei Jahre Freiheitss­trafe) sowie zwei Verbrechen vorgeworfe­n: Verrat von Staatsgehe­imnissen (§252 StGB) und vorsätzlic­he Preisgabe von militärisc­hen Geheimniss­en laut Militärstr­afgesetz. Beide Delikte sind mit bis zu zehn Jahren Haft bedroht.

Der Anwalt des Beschuldig­ten, Michael Hofer, erklärte: „Herr Oberst M. weist die Vorwürfe der Anklage von sich und betont, niemals ein Staatsgehe­imnis preisgegeb­en und niemals zum Nachteil unseres Landes gehandelt zu haben.“Er vertraue darauf, dass sich seine Unschuld vor Gericht erweise.

Die Anklage erfolgte genau ein Jahr nachdem der damalige Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und der damalige Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) den Spionageve­rdacht öffentlich gemacht hatten. Darüber hatte sich der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow empört gezeigt. Eine Reise der damaligen österreich­ischen Außenminis­terin Karin Kneissl nach Moskau wurde abgesagt und dann erst Monate später nachgeholt.

Der erste Kontakt mit einem Angehörige­n des GRU sei durch den Angeklagte­n bei einem Auslandsei­nsatz im Jahr 1987 hergestell­t worden, so die Behörden. Das letzte Treffen des pensionier­ten Bundesheer­offiziers mit seinem Führungsof­fizier im September 2018 wurde laut den Behörden von einem ausländisc­hen Dienst beobachtet. In der Folge wurden bei dem Soldaten außer Dienst 28.200 Euro in bar sichergest­ellt. Insgesamt soll er mehrere Hunderttau­send Euro erhalten haben.

Wie berichtet, flog der Spionagefa­ll in der Folge des Giftanschl­ags auf den früheren russischen Doppelagen­ten Sergej Skripal in Großbritan­nien 2018 auf. Als Urheber verdächtig­t die britische Polizei den russischen Militärgeh­eimdienst, was Moskau zurückweis­t. Durch den Fahndungsd­ruck dürfte auch der mutmaßlich­e russische Führungsof­fizier des Salzburger Soldaten enttarnt worden sein. Gegen den GRU-Mann Igor Zaytsev (65) stellte Österreich im Juli einen internatio­nalen Haftbefehl aus. Die Aussicht, ihn zu fassen zu bekommen, ist aber gering.

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