Der „Hausmeister“der Regierung hat ein Luxus-Problem
Chalets, Zweitwohnsitze, galoppierende Wohnungspreise: Jener Mann, der den Raum im Land ordnen muss, ist in der Defensive – und trotz vollmundiger Sprüche im Verzug.
Allgemein gefragt, sind wohl fast alle einer Meinung: Salzburg muss auf seine unvergleichlichen Landschaften und natürlichen Schönheiten mehr achten. Doch wenn es um das Zusammenspiel von Wirtschaft, Tourismus und Naturschutz geht, wird es schwierig. Da prallen oft zwei Welten aufeinander, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Aber muss das so sein? Ist dieser Widerspruch wirklich unauflöslich?
Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass Salzburg auch in Zeiten von Umwelt- und Klimaschutz nicht stehen bleiben darf. Es geht entscheidend um das
Wie. Auch die Frage, wie man die Sünden der Vergangenheit, die starke Zersiedlung, eindämmt und bändigt. Seit die SN über das Hotel- und Chaletdorf am Pass Thurn berichteten, stellt sich noch eine Frage: Wie viel Luxus will und braucht Salzburg? In 1200 Metern entstehen bis zu 400 m2 große Luxus-Chalets, die bis zu 8,5 Millionen Euro kosten und den Besitzern auch einen E-Porsche vor die Tür stellen.
Salzburg ist ein strukturkonservatives Land. Eines, das Bestehendes nur sanft verändern will. Das ist quasi in der DNA der Salzburger eingepflanzt. Superlative und Überspitzungen sind ihre Sache nicht. Und so schütteln viele den Kopf. Zu prahlerisch, fast unverschämt wird am Pass Thurn ein bisher nicht gekanntes Maß an Exklusivität ausgerufen. Dabei pflegt Salzburg mit dem Geldadel eigentlich bestes Einvernehmen. Bei den Festspielen oder in Tourismuszentren wird er hofiert – und trägt dazu bei, den exquisiten Ruf Salzburgs in die Welt zu tragen. Nichts daran ist anrüchig.
Dass plötzlich aber in Salzburgs Bergen Realität wird, was man bisher von den Seychellen, von exklusiven Karibikinseln oder aus Schanghai kannte, sorgt für Ärger in breiten Bevölkerungsschichten. Wäre das vielleicht anders, würde beispielsweise Dietrich Mateschitz ein solches Projekt umsetzen – und nicht ein übrigens renommierter Betreiber mit Sitz in Thailand? Was uns zur Scheinheiligkeit in dieser Debatte führt. Die SPÖ wettert gegen die Auswüchse am Pass Thurn, obwohl einer der Ihren als Landesrat einst zur Genehmigung der Umwidmung beitrug. Der aktuell für die Raumordnung zuständige Landesrat Josef Schwaiger ist ebenso entsetzt, winkte in seinem ersten Jahr aber mehr neues Bauland durch als seine Vorgängerin.
Tatsächlich lebt unser Tourismus
hervorragend von Chalets und hochwertigen Angeboten. Es ist eine kleine, höchst lukrative Nische, auf die sich auch einheimische Hoteliers stürzen. Mancher lokale Bauträger verdient sich damit eine goldene Nase.
Schwaiger weiß, dass man das Tourismusland nicht mit Verboten oder planwirtschaftlichem Regime überziehen kann. Tatenlos zuschauen kann er aber auch nicht. Als selbst ernannter Kämpfer gegen den Flächenfraß, der sich als Grüner in der ÖVP sieht, steht er gehörig unter Druck.
Natürlich ist der Widerspruch zwischen Natur und Tourismus auflösbar. Es braucht aber klare Ansagen, ob Salzburg Luxustourismus forcieren will oder ob am
Pass Thurn quasi ein Betriebsunfall passierte. Es braucht Klarheit, wie Chalets und Zweitwohnsitze beschränkt werden. Aber auch, wo sie weiter möglich sind. Das verschärfte Gesetz gibt dem Land, also Schwaiger, und den Kommunalpolitikern schon mehr Gestaltungsmacht. Doch durchgesetzt wird sie noch viel zu wenig. Die Legalisierung der zahllosen ungenehmigten Zweitwohnsitze läuft höchst schleppend. Und eine Zweitwohnsitzabgabe ist ein Muss. Die liegt aber noch immer in den Schubladen und wäre mit den geplanten 1000 Euro im Jahr eher ein Witz. Die Abgabe muss mit der Größe der Objekte deutlich höher ausfallen.
Bleibt die für viele Salzburger
brennende Frage, wie man günstigen Wohnraum für Einheimische sichert. Denn das wird sich nicht am Pass Thurn entscheiden. Die Gemeinden müssen neue Sonderwidmungen nutzen und Baulandverträge mit Grundbesitzern aushandeln, um deren Gewinne zu beschränken. Doch die Instrumente werden (noch) zu wenig genutzt. Ein Zustand, der sich ändern muss. Die Oberbehörde ist – Josef Schwaiger.
Der hemdsärmelige Politiker, der sich auch als „Hausmeister“der Regierung tituliert, hat also genug zum Aufräumen und Ordnen. Das ist natürlich mühsamer, als gegen Problemwölfe zu heulen. Ab sofort steht seine Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.