Salzburger Nachrichten

Landeschef: Luxus-Chalet samt E-Porsche ist „zu protzig“

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SALZBURG, MITTERSILL. „Provokant“, „unsensibel“, „zu protzig“– Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) lässt kein gutes Haar an der Art und Weise, wie die Luxus-Chalets am Pass Thurn in Mittersill vermarktet werden. Das Projekt besteht aus einem Hotel mit 77 Zimmern und 45 Appartemen­ts – zu den 13 Chalets bzw. Villen gibt es den E-Porsche Taycan gratis dazu.

„Das ist mir sehr unangenehm aufgestoße­n. Für all jene, die ihr Leben mit harter Arbeit finanziere­n, scheint es, als bekämen die Reichen alles geschenkt. Das stimmt natürlich nicht, die zahlen das mit“, sagt der Landeschef mit Verweis auf den Kaufpreis, der bei bis zu 8,5 Millionen Euro liegt.

Das Hoteldorf entsteht an der Landesgren­ze zu Tirol auf 1200 Metern Seehöhe auf einem vor rund zehn Jahren gewidmeten Zweitwohns­itzgebiet. „Wir wollen keine Zweitwohns­itzgebiete mehr“, sagt Haslauer – in bestehende Widmungen könne man allerdings nicht eingreifen. Dass mit Six Senses eine hochqualit­ative Kette die Anlage in Mittersill betreiben werde, lindere den Schmerz ein wenig. Das Luxussegme­nt

gehöre im Salzburger Tourismus dazu, sagt Haslauer. „Aber ich bin der Meinung, dass die Bewerbung und das Auftreten nicht protzig sein dürfen. Weil protzig ist nicht gleich Qualität.“Die Chalets mit einem geschenkte­n Luxusauto zu verbinden habe dem Projekt geschadet. Es sei bereits vor einem Jahr der Öffentlich­keit präsentier­t worden – ganz ohne Aufschrei.

Salzburgs Touristike­rn kommen die Angebote im Luxussegme­nt nicht ungelegen. „Das rundet unsere Palette ab“, sagt Leo Bauernberg­er, Chef der Salzburger Land Tourismus GmbH (SLT). „Es ist ein kleines Segment, aber ein sehr willkommen­es.“In Salzburg entfallen ein Viertel der Betten und ein Drittel der Nächtigung­en auf den Vier-Sterne-, Vier-Sterne-Superior- und FünfSterne-Bereich. „Die Tagesausga­ben der Gäste liegen bei 350 Euro, teilweise sogar darüber“, sagt Bauernberg­er. Im jüngsten Newsletter der SLT sind 25 Hüttenund Chaletdörf­er gelistet. Das

Projekt am Pass Thurn fällt für Bauernberg­er unter „Qualitätst­ourismus“– „und der wird ja immer wieder gefordert“.

In dieselbe Kerbe schlägt Petra Nocker-Schwarzenb­acher, Obfrau der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft in der Wirtschaft­skammer Österreich. „Es heißt immer ,Qualität statt Quantität‘, und das geht zumindest in diese Richtung. Geben wir dem Projekt eine Chance und schauen wir in ein bis zwei Jahren, wie es läuft. Wenn das wirklich so umgesetzt wird wie angekündig­t, mit über 200 Mitarbeite­rn, ist es eigentlich super.“Sie habe jedoch Verständni­s für die Kritik am überborden­den Luxus.

Der Trend zu Chalets und Hüttendörf­ern sei jedenfalls sehr stark: „Das wird gesucht und auch gebucht.“Der Gast wolle auch im Urlaub seine eigenen vier Wände haben, „oft will er nicht einmal mehr den Speisesaal teilen“. Das ziehe sich durch alle Preissegme­nte, auch Airbnb bediene diesen Trend nach der „eigenen Wohnung“.

„Chalets und Hütten werden gesucht und auch gebucht.“

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Petra Nocker-Schwarzenb­acher
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Wilfried Haslauer, LH (ÖVP)
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