Eine Geige spielt gleich doppelt eine helfende Rolle
Bei diesem „Geschäft“profitieren alle: eine Violinistin, Kinder, deren Eltern kein Geld für eine Geige haben, und der Lions Club Salzburg Amadea.
SALZBURG-STADT. Mit einem Geigenkasten in der Hand betritt die 26-jährige Musikerin Rahel Sögner beschwingt das Salzburger Hotel Sacher, um einen besonderen Vertrag abzuschließen. Nur noch eine Stunde nennt die Violinistin aus Mondsee ihre erste Meistergeige ihr Eigen. Sögner hat von ihrem 13. bis zum 17. Lebensjahr darauf gespielt und dabei zahlreiche Musikwettbewerbe gewonnen.
Jetzt bekommt das Instrument einen neuen Besitzer und eine neue Bestimmung – und die Violinistin bekommt dadurch jenes Startkapital, das sie braucht, um nach Abschluss ihres Masterstudiums an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln die Musikerlaufbahn zu starten. Kürzlich gab Sögner ihr Abschlusskonzert.
„Wir haben uns bereit erklärt, die Geige um 4000 Euro zu kaufen“, erklärt Sylvia Haller vom Lions Club Salzburg Amadea. Die Mitglieder des Frauenclubs haben den Vorschlag von Sögner aufgegriffen und werden die Geige zur Förderung junger Talente an begabte Kinder verleihen, deren Eltern sich ein solches Instrument nicht leisten können. Dazu hat der Club bereits Kontakt mit dem Musikum aufgenommen.
Sögner spricht aus Erfahrung: „Ich habe damals jahrelang für diese Geige gespart.“Jeder Cent, den sie bei Kirchenkonzerten verdiente, wurde zur Seite gelegt.
„Der Ankauf der Geige ist ein Gewinn für alle und entspricht dem Gründungsgedanken unseres Clubs“, sagt Sonja HenhaplRöhrich. Die Lions-Damen unterstützen Hilfsbedürftige, fördern künstlerische Talente und Einrichtungen
und legen besonderes Augenmerk auf die Jugend. Die Trennung von dem Instrument fällt Sögner nicht schwer. „Ich kann mir keinen besseren Platz vorstellen. So bekommen nicht nur Kinder aus finanziell gutgestellten Familien eine Chance, ihr Talent zu entfalten.“
Das Geld aus dem Verkauf investiert sie in Tonaufnahmen, eine Website und Fotoporträts. Außerdem wird sie ihre jetzige Geige fertig abbezahlen. „Auf diesen Moment freue ich mich seit Jahren, jetzt gehört die Geige mir.“Sögner spielt seit 2012 auf einer Altwiener Geige aus dem Jahr 1818. „Von dieser Geige werde ich mich nie trennen.“Sie begleitet Sögner durch ihr zweites Masterstudium in Köln. Sögner schaffte es, durch ihr Können einen der raren Plätze für Barockgeige zu ergattern.
Daheim in Mondsee erhielt Sögner in der Musikschule seit ihrem sechsten Lebensjahr Unterricht. Sie besuchte das Musische Gymnasium in Salzburg und wurde mit 16 in den Vorbereitungslehrgang am Mozarteum aufgenommen. Mit 17 begann sie ihr Diplomstudium am Landeskonservatorium in Klagenfurt.
„Ich kann mir keinen besseren Platz für diese Geige vorstellen.“Rahel Sögner, Violinistin