Der Streit ums weiße Gold
Nur der Gesetzgeber konnte die Frauenpower stoppen.
Bis ins 18. Jahrhundert gaben die Kühe noch relativ wenig Milch, etwa 800 Liter im Jahr. Für die Herstellung von einem Kilogramm Butter benötigte man damals 40 Liter Milch. Das Entrahmen dauerte eineinhalb Tage und das Butterstoßen war eine mühsame Arbeit, welche größtenteils die Frauen erledigten.
Der schwedische Erfinder Gustaf de Laval entwickelte für die bäuerlichen Kleinbetriebe einfache Handseparatoren, welche mühelos und in Windeseile den Rahm von der Magermilch trennen konnten. Diese kleinen Apparate waren bald an jedem Hof zu finden, auch weil Laval als Kaufanreiz alljährlich der Region, in der die meisten Separatoren verkauft wurden, einen ordentlichen Zuchtstier spendete.
Vorrangig wurden mit der erzeugten Butter und Käse die Bauernfamilie samt Gesinde verköstigt sowie Steuern, Abgaben und Pachtzahlungen bezahlt. Was dann noch übrig blieb, verkauften die Bäuerinnen auf den Märkten. Den Erlös daraus nannte man Milchgeld und dieses Geld gehörte schon immer den Bäuerinnen. Im 19. Jh. änderten sich die Zeiten für die Landwirte. Zuchterfolge erhöhten die Milchleistungen der Milchkühe erheblich und der Verkauf von Butter und Käse entwickelte sich zu einem echten Geschäft. Milchgenossenschaften wurden gegründet, deren Molkereien mit großen dampfgetrieben Milchseparatoren ausgestattet waren. Angeschlossen an ein Schienennetz brachte die Eisenbahn die Milcherzeugnisse in die wachsenden Städte. Der Gewinn wanderte aber nun in die Taschen der Bauern, was sich die Bäuerinnen nicht gefallen ließen. Sie wollten sich ihr Milchgeld nicht nehmen lassen und produzierten weiterhin mit den kleinen Handseparatoren den Rahm für die Butter, die sie am Markttag verkauften. Das machten alle Bäuerinnen in der Region und so gab es an den Tagen vor dem Markt keine Milch für die Molkereien. Ein untragbarer Zustand für die Betriebe, denn sie waren auf eine kontinuierliche Milchlieferung der Bauern angewiesen. Die Bauern waren aber machtlos gegen die aufgebrachten Bäuerinnen. Um diesen Zustand zu bereinigen, verfügten die Nationalsozialisten in Deutschland die Beschlagnahmung der kleinen Handzentrifugen. Es war 1934 eines der ersten Gesetze dieser Partei.
Rezept Hagebuttenaufstrich
Der Saison entsprechend werden jetzt die Hagebutten erntereif. Hagebuttenprodukte kennt man eigentlich nur als Marmelade oder Tee. Warum nicht als Vorspeise zu einem herbstlichen Menü in Form eines pikanten Brotaufstrichs? Zutaten: 100 g Hagebutten, 1/8 l Apfelsaft, 125 g Gervais oder Frischkäse.
Zubereitung: Die geputzten Hagebutten in Apfelsaft so lang kochen, bis der Apfelsaft zur Gänze reduziert ist. Die Hagebutten durch ein Sieb streichen und mit dem Gervais verrühren. Ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Wenn Sie wollen, können Sie dem Aufstrich mit gemahlenem Bockshornkleesamen und ein wenig Muskatblüte eine kleine Raffinesse verleihen.