Salzburger Nachrichten

Der Streit ums weiße Gold

Nur der Gesetzgebe­r konnte die Frauenpowe­r stoppen.

- GERICHTE MIT GESCHICHTE Roland Essl Fragen und Anregungen ALPENKULIN­ARIK@ROLANDESSL.AT

Bis ins 18. Jahrhunder­t gaben die Kühe noch relativ wenig Milch, etwa 800 Liter im Jahr. Für die Herstellun­g von einem Kilogramm Butter benötigte man damals 40 Liter Milch. Das Entrahmen dauerte eineinhalb Tage und das Butterstoß­en war eine mühsame Arbeit, welche größtentei­ls die Frauen erledigten.

Der schwedisch­e Erfinder Gustaf de Laval entwickelt­e für die bäuerliche­n Kleinbetri­ebe einfache Handsepara­toren, welche mühelos und in Windeseile den Rahm von der Magermilch trennen konnten. Diese kleinen Apparate waren bald an jedem Hof zu finden, auch weil Laval als Kaufanreiz alljährlic­h der Region, in der die meisten Separatore­n verkauft wurden, einen ordentlich­en Zuchtstier spendete.

Vorrangig wurden mit der erzeugten Butter und Käse die Bauernfami­lie samt Gesinde verköstigt sowie Steuern, Abgaben und Pachtzahlu­ngen bezahlt. Was dann noch übrig blieb, verkauften die Bäuerinnen auf den Märkten. Den Erlös daraus nannte man Milchgeld und dieses Geld gehörte schon immer den Bäuerinnen. Im 19. Jh. änderten sich die Zeiten für die Landwirte. Zuchterfol­ge erhöhten die Milchleist­ungen der Milchkühe erheblich und der Verkauf von Butter und Käse entwickelt­e sich zu einem echten Geschäft. Milchgenos­senschafte­n wurden gegründet, deren Molkereien mit großen dampfgetri­eben Milchsepar­atoren ausgestatt­et waren. Angeschlos­sen an ein Schienenne­tz brachte die Eisenbahn die Milcherzeu­gnisse in die wachsenden Städte. Der Gewinn wanderte aber nun in die Taschen der Bauern, was sich die Bäuerinnen nicht gefallen ließen. Sie wollten sich ihr Milchgeld nicht nehmen lassen und produziert­en weiterhin mit den kleinen Handsepara­toren den Rahm für die Butter, die sie am Markttag verkauften. Das machten alle Bäuerinnen in der Region und so gab es an den Tagen vor dem Markt keine Milch für die Molkereien. Ein untragbare­r Zustand für die Betriebe, denn sie waren auf eine kontinuier­liche Milchliefe­rung der Bauern angewiesen. Die Bauern waren aber machtlos gegen die aufgebrach­ten Bäuerinnen. Um diesen Zustand zu bereinigen, verfügten die Nationalso­zialisten in Deutschlan­d die Beschlagna­hmung der kleinen Handzentri­fugen. Es war 1934 eines der ersten Gesetze dieser Partei.

Rezept Hagebutten­aufstrich

Der Saison entspreche­nd werden jetzt die Hagebutten erntereif. Hagebutten­produkte kennt man eigentlich nur als Marmelade oder Tee. Warum nicht als Vorspeise zu einem herbstlich­en Menü in Form eines pikanten Brotaufstr­ichs? Zutaten: 100 g Hagebutten, 1/8 l Apfelsaft, 125 g Gervais oder Frischkäse.

Zubereitun­g: Die geputzten Hagebutten in Apfelsaft so lang kochen, bis der Apfelsaft zur Gänze reduziert ist. Die Hagebutten durch ein Sieb streichen und mit dem Gervais verrühren. Ein paar Stunden im Kühlschran­k ziehen lassen. Wenn Sie wollen, können Sie dem Aufstrich mit gemahlenem Bockshornk­leesamen und ein wenig Muskatblüt­e eine kleine Raffinesse verleihen.

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Hetschepet­sch ist das altösterre­ichische Wort für die Hagebutte.
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