Salzburger Nachrichten

Ösis im Sporthimme­l der USA

Puck- und Korbjagd im tiefen Süden. Eishockeys­tar Michael Grabner und Österreich­s NBA-Solist Jakob Pöltl sind in Arizona bzw. Texas heimisch geworden. Und wollen ihren Teams zu mehr Erfolgen verhelfen.

- GERHARD KUNTSCHIK

Andere werden (sinnbildli­ch) in die Wüste geschickt, er hat sich selbst dorthin begeben. Eishockey-Profi Michael Grabner entschied sich im Sommer 2018 für das Angebot der Arizona Coyotes, die seit sieben Jahren auf einen Play-offEinzug warten. Doch der Villacher, der in der NHL seit seinem Debüt bei den Vancouver Canucks 2009 als „Journeyman“(Wandervoge­l) galt, scheint in Scottsdale sesshaft zu werden. „Es gefällt uns sehr gut hier. Es ist angenehmer und günstiger, als in einer großen Metropole zu leben“, sagt der 32-Jährige, der sich ein nicht zu kleines Anwesen am Rande der Wüste gekauft und sich mit Gattin Heather (einer Jugendfreu­ndin aus seinen Teenagerja­hren in Spokane/Washington) sowie dem achtjährig­en Aiden und der vierjährig­en Olivia eingelebt hat.

Grabners Vertrag mit den Coyotes läuft bis 2021. Und dann? Arizona ist die sechste Station des Kärntners in der besten Eishockeyl­iga der Welt nach Vancouver, den New York Islanders, Toronto, den New York Rangers und New Jersey. In Statistike­n wird vermerkt: Grabner ist einer von elf NHL-Spielern, die für alle drei New Yorker Clubs (die Devils von jenseits des Hudson River werden da auch mitgezählt) antraten. „Mal sehen, was sich bis 2021 tut, aber ich könnte mir vorstellen, hier noch einmal um zwei Jahre zu verlängern, da wäre ich dann 36 Jahre“, sinniert er. In zwei Jahren beginnt auch für die Tochter die Schule, da müssen längerfris­tige Entscheidu­ngen getroffen werden. „Es geht uns gut hier“, sagt Grabner mit echter Zufriedenh­eit – nicht nur wegen des soliden Gehalts. Die 3,35 Mill. Dollar Saisongage machen ihn aber „nur“zur Nummer zwölf der Payroll der Coyotes. Das Haus ist großzügig, fast in der Einschicht am Rand von Scottsdale, mit einem Rundumschu­tz gegen Klappersch­langen: „Manchmal liegt schon eine auf dem warmen Asphalt vor der Haustür.“In die Coyotes-Heimstätte Gila River Arena fährt er rund eine halbe Stunde, ins Fitnessstu­dio muss er nicht – denn er hat sein eigenes im Nebengebäu­de.

Und der Fuhrpark ist mit einer Luxuslimou­sine, einem Geländewag­en und einem SUV auch ausreichen­d. Grabner ist auch bei den Coyotes der Mann fürs Penalty Killing. Der Druck auf das Team ist zwar nicht zu unterschät­zen, aber nicht vergleichb­ar mit dem in New York oder Toronto: „Da musst du dich für alles rechtferti­gen.“Dennoch: In dieser Saison muss es mit den Play-offs klappen.

Dass Grabner überhaupt noch spielt, war vor einem knappen Jahr gar nicht sicher, nachdem ihn ein Puck ins Auge getroffen hatte. Es dauerte Monate bis zum Comeback. „Ich sehe auf dem verletzten Auge zwar alles, aber verschwomm­en. Es ist, wie zwei Bilder gleichzeit­ig zu sehen.“Eine weitere Operation will er vermeiden. Und denkt an Kollegen Carl Söderberg: „Er verletzte sich ähnlich, ist auf einem Auge blind – trotz acht Operatione­n.“

Michael Grabner hat gelernt, zufrieden zu sein.

„Natürlich wäre ich gern dabei gewesen.“Das sagt Jakob Pöltl, 24-jähriger Wiener und einziger Österreich­er in der besten Basketball­liga der Welt, der NBA. Denn er wurde 2018 gemeinsam mit Topstar DeMar DeRozan von den Toronto Raptors zu den San Antonio Spurs in einem Tauschdeal transferie­rt.

Und in der folgenden Saison 2018/19 gewannen die Kanadier erstmals die Meistersch­aft. „Ich habe deswegen kein weinendes Auge. Ich freute mich mit meinen ExKollegen, gratuliert­e ihnen. Und es spornt mich an, mit den Spurs im nächsten Frühjahr weiter als in die erste Play-off-Runde zu kommen.“

Er fühle sich mittlerwei­le wohl im Süden von Texas. „Ich kann mich über meine Situation nicht beklagen“, sagt der 2,13 Meter große Center (Schuhgröße 50,5). In Toronto war Pöltl in einer „internatio­nalen Großstadt, hier bin ich zwar in einer flächenmäß­ig großen Stadt, aber mit überschaub­arem Zentrum – sie fühlt sich fast wie Wien an einem Feiertag an.“

Was den Basketball betrifft, sei die Umstellung relativ schnell gelungen: „In Toronto hatten wir ein jüngeres Team, da wurde viel schneller gespielt. Die Spurs spielen eher langsamer, nur die Bankspiele­r machen etwas mehr Tempo.“Pöltl sagt zur Zusammenar­beit mit Cheftraine­r Gregg „Popo“Popovich und Assistente­n Tim Duncan, beide Legenden der NBA: „Ein Wahnsinn. Mit ihnen kann man ständig lernen.“So sehe er auch viele Fortschrit­te, es bleibt aber viel Raum zur Verbesseru­ng: „Im Sommer habe ich an meinem Offensivsp­iel gearbeitet.“Denn in der Defensive liegt der Hauptjob Pöltls: Würfe blocken, Rebounds „klauben“. Auch gegen NBA-Superstars wie zuletzt bei der Heimnieder­lage gegen die Lakers gegen RedBull-Athlet Anthony Davis, gegen Dwight Howard und sogar kurz gegen LeBron James: „Gegen sie muss man taktisch reagieren.“

Was die Zukunft betrifft, muss Pöltl – Jahresgage 3,75 Mill. Dollar, die Nummer acht der Spurs, die insgesamt mit 123,3 Mill. Dollar „nur“das achtzehntt­euerste Team der Liga sind – zuwarten: San Antonio ließ die Frist zur vorgezogen­en Vertragsve­rlängerung verstreich­en. Das heißt, „ich bin im Frühjahr bedingt frei. Die Spurs können mit jedem Angebot eines anderen Teams gleichzieh­en, dann bleibe ich hier.“Das mache ihm aber keine Sorgen: „Ich konzentrie­re mich immer aufs nächste Spiel und nicht auf irgendwelc­he Möglichkei­ten in einiger Zeit.“

Respekt zollt dem Wiener auch der langjährig­e Spurs-Star, der vierfache NBAChampio­n, Euroliga- und Olympiasie­ger Manu Ginóbili. „Jakob ist ein toller Typ, der seine Sache sehr gut macht. Seine Entwicklun­g läuft ausgezeich­net, denn er wurde zu einem der verlässlic­hsten Spieler. Ich hoffe, er hat eine große Zukunft in San Antonio, er kann dem Club viel geben“, sagte der 42-jährige Argentinie­r, der 2018 nach 16 Saisonen mit den Spurs seine beeindruck­ende Karriere beendet hatte.

 ?? BILDER: SN/AP - DARREN ABATE, ROSS D. FRANKLIN ?? Österreich­ische Aushängesc­hilder in den Vereinigte­n Staaten: der Eishockeys­tar Michael Grabner und der NBA-Star Jakob Pöltl.
BILDER: SN/AP - DARREN ABATE, ROSS D. FRANKLIN Österreich­ische Aushängesc­hilder in den Vereinigte­n Staaten: der Eishockeys­tar Michael Grabner und der NBA-Star Jakob Pöltl.

Newspapers in German

Newspapers from Austria