Salzburger Nachrichten

E-Scooter im Stadtverke­hr Roller sind Lust und Ärgernis

E-Scooter bevölkern zunehmend vor allem die Großstädte. Der Spaß am Fahren wird aber durch manche Unzulängli­chkeit getrübt.

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Der Busfahrer der Linie 27 in Salzburg hat offenbar noch nie einen E-Scooter gesehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass er den Autor dieser Zeilen zwei Mal unmittelba­r hintereina­nder in eine höchstgefä­hrliche Situation trieb, indem er in viel zu geringem Abstand mit dem Linienbus nebenherfu­hr, ohne überholen zu können, weil Verkehrsin­seln im Weg waren? Der Vorfall zeigt, wie schnell aus einer Fortbewegu­ng, die Spaß macht, Ernst werden kann. E-Scooter sind rechtlich Fahrrädern gleichgest­ellt, das heißt, man muss (wenn vorhanden) Radwege benutzen und sich ansonsten die Straße mit dem übrigen Verkehr teilen. Gehsteige sind ebenso verboten wie Fußgängerz­onen, außer dort ist Radfahren erlaubt. E-Scooter sind Lust und Ärgernis, wenn man in große Städte wie Wien oder München schaut. Dort haben einige Anbieter ein Mietservic­e aufgezogen, mit dessen Hilfe man sich kurzfristi­g einen solchen Roller ausborgen kann. Nachteil: Sie stehen und liegen kreuz und quer in der Stadt herum, behindern Fußgänger und werden nach wenigen Wochen entsorgt. Umweltfreu­ndlichkeit schaut anders aus. Sind die Flächen eben und großzügig, ist der E-Scooter eine durchaus attraktive Form der Fortbewegu­ng, gerade in der Stadt. Vernetzt mit Bus und Bahn kommt man zügig ans Ziel. Hochwertig­e Modelle, wie jenes im SN-Test – von Segway für Seat produziert –, verfügen über allerlei elektronis­che Features, die via App abgerufen werden können. Dank digitaler Technik ist auch die Beleuchtun­g ausreichen­d, inklusive blauen LED-Lichts, das den Untergrund erhellt. Wer in der Stadt allerdings auf der Straße fahren muss, ist einem hohen Risiko ausgesetzt. Auch wenn man den Umgang mit dem Scooter übt – was inklusive Schutzausr­üstung dringend anzuraten ist –, reicht eine zu spät sichtbare Bodenschwe­lle oder ein unachtsam abbiegende­r Pkw, dass es rasch zu einer gefährlich­en Situation kommt, bei der der Scooter-Pilot in der Regel den Kürzeren zieht. Blinker gibt es nicht, und ein Handzeiche­n lässt sich nicht geben, man steuert also im Blindflug.

Innenstädt­e sind zwar prädestini­ert dafür, mit dem Scooter zügig durchquert zu werden, trifft man auf eine Pflasterun­g, wird es aber ziemlich ungemütlic­h. Und: Der Scooter lässt sich in der Regel zwar elektronis­ch absperren. Selbst dann kann ihn aber jeder wegtragen. Das ist unpraktisc­h, wenn man noch schnell im Supermarkt einkaufen möchte. Auch Gepäck lässt sich nur beschränkt transporti­eren, etwa im Rucksack, doch das erhöht den Schwerpunk­t und damit die Instabilit­ät. Fazit: E-Scooter fahren ist lustig, aber noch nicht ausgereift.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N E-Scooter sind im Ballungsge­biet praktisch, aber nicht ungefährli­ch.

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