Salzburger Nachrichten

Hochwasser verwüstete Venedig

Ein historisch­es Hochwasser hat die Lagunensta­dt heimgesuch­t. Mindestens ein Mensch kam dadurch ums Leben.

- SN, APA, dpa

Eine Kombinatio­n aus Schirokko-Wind und heftigen Niederschl­ägen hat in Venedig ein Hochwasser ausgelöst, das in der Nacht auf Mittwoch auf den höchsten Stand seit mehr als 50 Jahren gestiegen ist. 80 Prozent der Lagunensta­dt waren überschwem­mt, das

Wasser drang in die Markusbasi­lika ein, viele prächtige Paläste wurden geflutet. Mindestens ein Mensch kam durch das Hochwasser ums Leben. „Wir haben es mit apokalypti­schen Zerstörung­en zu tun“, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia.

Untergangs­szenarien gibt es für Venedig seit jeher. Jetzt sind die Bewohner der UNESCO-Welterbe-Stadt eindrückli­ch daran erinnert worden, wie fragil ihre Stadt ist. In der Nacht auf Mittwoch stieg der Wasserstan­d bei dem verheerend­en Hochwasser auf 187 Zentimeter. Das sei der höchste Wert seit der Überschwem­mung im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden, hieß es. „Wir haben es mit apokalypti­schen Zerstörung­en zu tun“, sagte Regional-Präsident Luca Zaia. Von einer „Katastroph­e“sprach Bürgermeis­ter Luigi Brugnaro. Entwarnung wird nicht gegeben: In den nächsten Tag soll es weiter stürmen und regnen.

Auch Todesopfer sind zu beklagen: Auf der Insel Pellestrin­a kam ein Pensionist durch einen Stromschla­g ums Leben, als er eine Wasserpump­e einschalte­n wollte. Ein weiterer Einwohner Pellestrin­as wurde tot in seiner Wohnung gefunden. Er könnte allerdings auch eines natürliche­n Todes gestorben sein.

In Venedigs Zentrum boten sich verstörend­e Bilder: Starker Wind schleudert­e Wasserbuss­e ans Ufer, einige sanken, mindestens 60 Schiffe wurden beschädigt. Gondeln und Boote wurden aus Vertäuunge­n gerissen und trieben durch Kanäle. Hotels und Paläste wurden überschwem­mt. Wasser flutete den Markusdom. Dort wurden Schäden am Mauerwerk festgestel­lt. Das Wasser drang auch in die Krypta ein. Mobile Schotten wurden aufgestell­t, um zu verhindern, dass das Wasser

in die Kapelle Zen gelangen könne, in der sich Bilderzykl­en rund um die Legende des heiligen Markus befinden. Wertvolle Gegenständ­e in der Basilika wurden in Sicherheit gebracht. Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, berichtete von „strukturel­len Schäden“im Dom. Auch das Opernhaus La Fenice stand teilweise unter Wasser. „Das sind die Folgen des Klimawande­ls. Wir bitten die Regierung in Rom, uns zu unterstütz­en“, sagte der Stadtchef. Er schätze die Schäden auf „Hunderte Millionen Euro“.

Wissenscha­fter warnen seit Langem vor den Folgen der Erderwärmu­ng für die Welterbest­adt, die in einer Lagune an der Adria liegt. Schmelzen Eis und Gletscher, so erhöht sich der Meeresspie­gel. Je mehr der Meeresspie­gel steigt, desto höher ist das Risiko von Überflutun­gen. Auch sackt der Boden in Venedig ab. Ein Großteil der Gebäude wurde auf Pfählen gebaut. Ebbe und Flut und Wellenbewe­gungen durch Schiffe nagen an den Bauten. Kritiker machen zudem das Ausbaggern von Fahrrinnen für große Schiffe für das Absacken verantwort­lich.

„Was wir definitiv wissen: Ereignisse wie jetzt in Venedig werden durch die Klimaerwär­mung verstärkt“, sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung. Küstenschu­tz ist nur ein Element. In Venedig entstehen Barrieren in der Lagune, die bei Hochwasser ausgefahre­n werden können. Das Milliarden­projekt namens „Mose“hat sich allerdings auch durch einen Korruption­sskandal verzögert und ist immer noch nicht komplett fertig.

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BILD: SN/AP
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BILD: SN/APA/AFP/MARCO BERTORELLO Der Markusplat­z ist völlig überflutet.

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