Salzburger Nachrichten

Spinnereie­n und die schöne neue Fernsehwel­t

Streaming heißt das neue Zauberwort der Fernsehunt­erhaltung.

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Ja spinn ich, das Pausenradl, der Spinner, wie er neudeutsch heißt, signalisie­rt mir, dass mein Fernseher wartet. Wie ich. Auf den Datenstrom, den Stream. Doch der ist zum Rinnsal verkommen. Bild für Bild ruckelt der Film an mir vorbei. So macht das keine Freude. Der Wechsel vom Streaming zum klassische­n Fernsehen zeigt: Dort ist alles paletti, bis auf das Programm. Ich starte einen neuen Streamingv­ersuch. Ausgereift dürfte die Technik noch nicht sein.

Diese Woche hat in den USA ein Nutzeranst­urm dem neuen Streamingd­ienst von Disney einen Start mit technische­n Problemen beschert. Kunden beklagten sich über Schwierigk­eiten beim Einloggen oder beim Zugriff auf Inhalte. Disney will die Probleme rasch beheben, das Interesse der Nutzer sei einfach über den ohnehin hohen Erwartunge­n gelegen.

Wenige Tage davor verspielte Sky beim deutschen Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund die Gunst vieler Fans. Sie sahen statt des Spiels nur eine Fehlermeld­ung auf dem Bildschirm: Im Vorfeld und während des Spitzenspi­els hatte Sky mit offensicht­lich massiven technische­n Schwierigk­eiten

bei der Übertragun­g über das Internet zu kämpfen.

Doch während sich die Anbieter noch mit technische­n Problemen herumschla­gen, bleibt für Konsumente­n bald nur mehr eine Frage zu klären: Sky, Netflix, Amazon Prime, DAZN, Apple TV+ oder doch Disney? Denn der Trend, dass sich jeder Anbieter seine eigene Nische mit eigenen Produktion­en schafft, wird dazu führen, dass wir wählen müssen. Doch in einer Familie sieht das so aus: Er mag den Sport auf DAZN, sie das Filmangebo­t von Sky (oder umgekehrt), die Kleinen Disney wegen der Trickfilme und die Größeren Netflix wegen der verruchten Serien. Oder in Zahlen: 11,99 + 19,99 + 6,99 + 11,99 – in Euro, pro Monat, fürs Fernsehen. Spätestens dann ruft der eine oder die andere: Ja spinn ich, hoffentlic­h hat die wackelige Internetle­itung Bestand und hoffentlic­h dreht der Spinner denen vorm Fernseher die teuren Fernsehwün­sche möglichst vor der nächsten Monatsrate wieder aus dem Kopf.

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