Spinnereien und die schöne neue Fernsehwelt
Streaming heißt das neue Zauberwort der Fernsehunterhaltung.
Ja spinn ich, das Pausenradl, der Spinner, wie er neudeutsch heißt, signalisiert mir, dass mein Fernseher wartet. Wie ich. Auf den Datenstrom, den Stream. Doch der ist zum Rinnsal verkommen. Bild für Bild ruckelt der Film an mir vorbei. So macht das keine Freude. Der Wechsel vom Streaming zum klassischen Fernsehen zeigt: Dort ist alles paletti, bis auf das Programm. Ich starte einen neuen Streamingversuch. Ausgereift dürfte die Technik noch nicht sein.
Diese Woche hat in den USA ein Nutzeransturm dem neuen Streamingdienst von Disney einen Start mit technischen Problemen beschert. Kunden beklagten sich über Schwierigkeiten beim Einloggen oder beim Zugriff auf Inhalte. Disney will die Probleme rasch beheben, das Interesse der Nutzer sei einfach über den ohnehin hohen Erwartungen gelegen.
Wenige Tage davor verspielte Sky beim deutschen Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund die Gunst vieler Fans. Sie sahen statt des Spiels nur eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm: Im Vorfeld und während des Spitzenspiels hatte Sky mit offensichtlich massiven technischen Schwierigkeiten
bei der Übertragung über das Internet zu kämpfen.
Doch während sich die Anbieter noch mit technischen Problemen herumschlagen, bleibt für Konsumenten bald nur mehr eine Frage zu klären: Sky, Netflix, Amazon Prime, DAZN, Apple TV+ oder doch Disney? Denn der Trend, dass sich jeder Anbieter seine eigene Nische mit eigenen Produktionen schafft, wird dazu führen, dass wir wählen müssen. Doch in einer Familie sieht das so aus: Er mag den Sport auf DAZN, sie das Filmangebot von Sky (oder umgekehrt), die Kleinen Disney wegen der Trickfilme und die Größeren Netflix wegen der verruchten Serien. Oder in Zahlen: 11,99 + 19,99 + 6,99 + 11,99 – in Euro, pro Monat, fürs Fernsehen. Spätestens dann ruft der eine oder die andere: Ja spinn ich, hoffentlich hat die wackelige Internetleitung Bestand und hoffentlich dreht der Spinner denen vorm Fernseher die teuren Fernsehwünsche möglichst vor der nächsten Monatsrate wieder aus dem Kopf.