Salzburger Nachrichten

Das Leben ist winzig, zart und zerbrechli­ch

Babys, die zu früh geboren sind, brauchen spezielle Betreuung. Die Eltern manchmal auch.

- Info: www.frueh-r-leben.at und elterngrup­pe@frueh-r-leben.at

SALZBURG. 15 Millionen Kinder werden jedes Jahr auf der ganzen Welt zu früh geboren. In Österreich kamen laut Statistik Austria 2018 84.764 Babys zur Welt. 7,3 Prozent von ihnen waren frühgebore­ne Kinder. Das bedeutet, dass sie zwischen der 23. und der vollendete­n 37. Schwangers­chaftswoch­e das Licht der Welt erblickten. Frühgebore­ne Säuglinge wiegen meist weniger als 2500 Gramm. Diese Kinder und ihre Eltern sind einer Ausnahmesi­tuation ausgesetzt. Die Kleinen brauchen eine perfekte Hightech-Medizin, die ihr körperlich­es Überleben und Reifen sicherstel­lt. Und sie brauchen zugleich die liebevolls­te individuel­le Pflege und Betreuung von Spezialist­en, die rund um die Uhr für sie da sind. Von den Eltern werden Kraft, Mut, Kampfgeist, Optimismus und Ausdauer verlangt.

Teresa Mayr-Vieth ist Mutter zweier zu früh geborener Söhne und leitet in Salzburg die Elterngrup­pe des Vereins früh-R-leben, der eng mit der Division für Neonatolog­ie der Universitä­tsklinik für Kinder- und Jugendheil­kunde der PMU kooperiert. Die Division für Neonatolog­ie ist Teil des ElternBaby-Zentrums, das 2010 eröffnet wurde. Es ist national und internatio­nal angesehen und beachtet, auch deshalb, weil es den Eltern einen Anteil im Therapieko­nzept gibt. „Das beginnt bei den zu früh geborenen Kindern damit, dass nach dem ersten Kontakt, bei dem das Baby auf die nackte Haut von Mutter oder Vater gelegt wird, die Eltern bereits eingebunde­n werden“, sagt Teresa Mayr-Vieth. Die Eltern dürfen etwa Windeln wechseln und bekommen genaue Anleitunge­n, wie man die Nahrung über eine Sonde gibt. Ihnen wird Schritt für Schritt die notwendige Kompetenz

vermittelt und die Angst genommen. „In Salzburg geschieht das besonders feinfühlig. Für die Eltern ist es nicht einfach. Das Kind ist verkabelt, wird unter Umständen beatmet und erhält Medikament­e“, sagt Teresa Mayr-Vieth. Die bangen Gefühle bleiben oft auch noch, wenn Eltern und Baby nach Hause entlassen werden: „Man hat lange Zeit Angst, dass das Kind sterben könnte. Ich habe das selbst erlebt und den Unterschie­d gesehen, denn mein dritter Sohn kam zum errechnete­n Termin auf die Welt“, sagt Teresa Mayr-Vieth.

Der Verein bietet Raum für Erfahrungs­austausch der Eltern während und nach dem Aufenthalt auf der Neonatolog­ie, gibt praktische Informatio­nen, etwa wenn Ergo- oder Physiother­apie benötigt werden, und unterstütz­t die Vernetzung von Selbsthilf­egruppen und Vereinen, die sich mit frühgebore­nen und kranken Kindern beschäftig­en.

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BILD: SN/APA/EPA/ZSOLT CZEGLEDI Die Kleinen kämpfen meist mit aller Kraft um ihr Leben.

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