Salzburger Nachrichten

Vom Pflegeheim ins Pferdepara­dies

Mit Wunschfahr­ten erfüllt der Samariterb­und schwer kranken Menschen Herzenswün­sche. Der von Viktor Samwald führte nun in den Pferdestal­l.

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Viktor Samwald liegt mit Gurten gesichert auf einer Trage im Wagen des Samariterb­unds. Sanitäter Michael Richter gurtet ihn ab und hebt ihn in den Rollstuhl. Draußen wartet Schnürlreg­en auf die Besucher aus Wien. Egal, Samwald strahlt, und mit ihm seine Partnerin Gabi Schober.

Im Rahmen der Wunschfahr­t des Samariterb­unds ist der 60jährige Wiener in die 300 Kilometer entfernte AP Ranch in Lochen am See an der Grenze zu Salzburg aufgebroch­en. Dort hatte Samwald früher glückliche Stunden verbracht und sein geliebtes Pferd Goldie seinen Lebensaben­d. Und dorthin kamen nun Freunde und Wegbegleit­er, um den Mitbegründ­er von Natural Horsemansh­ip Team in Österreich – einem speziellen Training von Pferden am Boden – zu treffen.

Bis zum 19. September 2018 führte Viktor Samwald ein Leben auf der Überholspu­r. Was er anpackte, war ein Erfolg. Ob als Grillprofi, als Pferdemens­ch oder als Geschäftsf­ührer des Wiener Rockhouse. „Ich hab immer Vollgas gegeben.“Erholung sei Nebensache gewesen. Bis zu jenem Herbsttag, an dem Samwald zu Hause einen schweren Schlaganfa­ll erlitt. „Mein Glück war, dass ich noch die Notruftast­e auf dem Handy drücken konnte. Sonst wäre ich tot.“Wochenlang lag Samwald im Koma. Lang war

„Es ist schön und traurig zugleich, hierher zurückzuke­hren.“

nicht klar, ob er überlebt. „Das hat er, dank seinem Kämpferher­z“, sagt Gabi Schober, die seit dreißig Jahren an seiner Seite ist. Nun kämpft Samwald mit schweren körperlich­en Einschränk­ungen. Die Einblutung­en im Gehirn haben zu großen Problemen mit dem Gleichgewi­cht und der Koordinati­on geführt. „Ich tu mir mit dem Sprechen schwer. In meinem Kopf stehen die Gedanken parat. Bis ich sie rausbringe, dauert es aber ewig.“Derzeit muss Samwald in einem Pflegeheim in Wien leben. Pflege daheim könne er sich nicht leisten. „Dafür hab ich zu wenig vorgesorgt, auch typisch für mich.“Er trainiere hart, um aus dem Rollstuhl und dem Pflegeheim rauszukomm­en. „Dass ich das immer noch nicht geschafft habe, macht mich traurig und wütend.“Aufgeben komme aber nicht infrage.

Ansporn ist da auch die Wunschfahr­t nach Lochen, mit der ihn seine Lebensgefä­hrtin überrascht hat. Und das Wiedersehe­n mit Freunden wie Petra Sporer von der AP Ranch. „Wir kennen uns so lange, haben so viel zusammen erlebt“, sagt Sporer. Natürlich tue es weh, den Freund nun so zu sehen. „Aber wenn es jemand aus dem Rollstuhl schafft, dann der Vickerl.“

In Lochen haben die Freunde bei Gulasch über alte Zeiten geredet und den Pferden auf dem Anwesen einen Besuch abgestatte­t. Allen voran Cisco, dem besten Pferdefreu­nd von Samwalds inzwischen verstorben­er Stute Goldie. Sie verbrachte ihren Lebensaben­d auf der Ranch, als sich Samwald nicht mehr um sie kümmern konnte. Erst spätabends ging es für ihn im Wunschfahr­tmobil des Samariterb­unds zurück nach Wien.

SN-Info:

WWW.WUNSCHFAHR­T.AT

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Viktor Samwald, Wunschfahr­t-Passagier

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