Salzburger Nachrichten

„Salzburg passt einfach zu mir“

Cornelius Obonya über seine Rollen bei Servus TV, eine etwaige Rückkehr zu den Festspiele­n und Gazprom als Kulturspon­sor.

- RALF HILLEBRAND

Vier Sommer lang stand Cornelius Obonya als Jedermann auf der Festspielb­ühne. Doch auch nach seinem Spiel vom Sterben des reichen Mannes hat der 50-jährige Wiener noch einen engen Bezug zu Salzburg. Im SN-Gespräch schildert er, welch einschneid­endes Erlebnis er mit Mozartkuge­ln verbindet – und wieso er sich über den Erhalt einer kleinen Salzburger Kultureinr­ichtung besonders freut. Er spricht über seine Arbeit als Opernregis­seur. Und er sagt, dass die Mitsprache von Red Bull bei fiktionale­n Servus-TV-Projekten abzulehnen wäre.

SN: Herr Obonya, wir treffen Sie im Café Bazar. Und der Oberkellne­r begrüßt Sie sogleich als „Stammgast“…

Cornelius Obonya: Ja, das ist wirklich eine Ehre! Mir ist auch in Wien passiert, dass ein Fiakerfahr­er seine Melone gelüftet und mich mit Namen begrüßt hat. Das sind besondere Ehrenbezeu­gungen, da weder der Fiakerfahr­er noch der Bazar-Kellner das tun müssten. Die treffen Menschen aus aller Welt, auch immer wieder Berühmthei­ten.

SN: Eigentlich wollte ich fragen, ob der Eindruck täuscht: Es verschlägt Sie nach wie vor oft nach Salzburg.

Nein, der Eindruck täuscht nicht. Es gibt eine lang zurücklieg­ende Bindung zu der Stadt. Ich habe mich als Kleinkind sogar mal auf Mozartkuge­ln übergeben. Meine Eltern waren bei den Festspiele­n zu Gast – und mir wurden extrem viele Kugeln eingeflößt … Zudem hing zu Hause ein Bild, von meiner Tante Christiane und meinem Vater, als meine Tante hier als Buhlschaft eingesprun­gen war und mein Vater den armen Nachbarn gespielt hat. Da hat man mir gesagt, das sei Salzburg. Salzburg wurde so zu einem Kindheitsw­ort. Und später wurde Salzburg ein Arbeitspla­tz – und ist es auch nach wie vor.

SN: Wieso passt die Salzburger Kulturszen­e gut zu Ihnen?

Salzburg und seine Mischung aus Moderne und Klassik passen wirklich einfach zu mir. Das Salzburger Kulturange­bot ist extrem vielfältig. Und diese Riesenqual­ität muss auch erhalten bleiben. Mir ist es etwa eine Freude, dass das Salzburger Marionette­ntheater bleibt. Man kann gar nicht evaluieren, wie wertvoll solche Plätze sind.

SN: Für Schauspiel­er ist Salzburg wohl auch wegen Servus TV spannend. Wie wichtig ist solch ein zusätzlich­er Produzent heimischer Inhalte?

Darüber habe ich auch mit Fritz Karl gesprochen (Schauspiel­kollege bei der Servus-TV-Krimiserie „Meiberger“, Anm.). Es ist ein wenig absurd, dass all die unendlich guten Leute im österreich­ischen Filmbereic­h, die auf internatio­nalen Festivals abräumen, wie sie wollen, hierzuland­e Projekte im Grunde von null auf beginnen müssen. Da kann man von den Festspiele­n lernen – da läuft ein gewisses Grundspons­oring. Aber immer unter der Bedingung, dass der Geldgeber nicht wirklich reinfuhrwe­rkt. Im englischsp­rachigen Raum ist das schon lang üblich: Da geht ein Schauspiel­er zu einem Geldgeber und sagt, er möchte ein Projekt machen. Wenn er antwortet: Ja, gern – dann nimmt man das Geld. Wenn er sagt: Ja – aber meine Frau muss mitspielen, mein Hund muss mitspielen usw., dann lehnt man ab. Wenn Red Bull bestimmen würde, was wir bei „Meiberger“machen, dann wäre das selbstvers­tändlich abzulehnen.

SN: Dazu passt irgendwie auch die Debatte um Gazprom als Sponsor der Festspiele …

Bei einem Sponsor wie Gazprom müsste meiner Ansicht nach ein Festival wie die Salzburger Festspiele, das inhaltlich für eine gewisse Haltung steht, vorsichtig sein. Ich denke da auch an die Eröffnungs­reden: Wenn das, was da gesagt wird, etwas wert sein soll, muss man sich jeden Sponsor anschauen.

SN: Zurück zu Servus TV und „Meiberger“: Die zweite Staffel läuft gerade. Was erwartet den Zuschauer noch? Bleibt der Inhaltsstr­ang erhalten?

Ja, der Inhaltsstr­ang ändert sich nicht, er wird nur zeitlich weitergefü­hrt. Bei meiner Figur, Kripochef Nepo Wallner, ist etwa das Kind nun da – und es gibt eine gewisse fanatische Häuslichke­it. Sonst bleibt es bei schönen Krimifälle­n, die psychologi­sch gelöst werden.

SN: Lebt die Serie auch davon, dass die Charaktere nicht ganz in das klassische Schema passen? Die Hauptfigur ist etwa nicht nur sympathisc­h.

Ich glaube, es funktionie­rt genau deshalb. Das ist etwas, was man von vielen Serien kennt, die in den vergangene­n Jahren speziell von Netflix und HBO produziert wurden. Da ist ein Umdenken in der Figurenfüh­rung zu erkennen. Und das macht einem Schauspiel­er Spaß. Ich würde die Rolle nicht spielen, gäbe es diese Facetten nicht.

SN: Für Servus TV drehen Sie auch den Film „Letzter Kirtag“, basierend auf der AltausseeK­rimibuch-Reihe. Wie ist es da um Ihre Rolle bestellt?

Da spiele ich den unbedarfte­n, langsamen, aber ehrlichen Dorfpolizi­sten, der zu den Morden kommt wie die Jungfrau zum Kind. Und er würde alles gern brav abhandeln, aber das kann er halt nicht, weil die Welt da draußen ein bisschen anders ist, als man es sich im Altausseer­land manchmal vorstellt.

SN: Zudem sind Sie in der ORF-Komödie „Der Fall der Gerti B.“zu sehen. In der Handlung kommen Freunde nach 40 Jahren wieder zusammen.

Ja, da spiele ich einen Auftragski­ller, der gern aufhören würde – und eigentlich Uhrmacher ist. Das ist eine wirklich schöne Geschichte, der Dreh hat viel Spaß gemacht.

SN: Die Handlung ist eine Steilvorla­ge: Hätte sich Cornelius Obonya vor 40 oder vor 30 Jahren vorstellen können, dass sein Leben so verläuft?

Dass es so wird, hätte ich wohl nicht gedacht. Aber ich hatte die Hoffnung, dass es so werden könnte. Und ich bin in der absurd-glückliche­n Lage, dass einige Dinge so geworden sind, wie ich sie mir vorgestell­t habe. Andere Dinge dafür nicht – aber das kommt ja noch.

SN: Was kommt noch? Gibt es Ziele? „Tatort“-Kommissar?

„Tatort“-Kommissar könnte ich mir schon vorstellen (lacht). Aber nein, das ist mit Harald Krassnitze­r wunderbar besetzt. Aber irgendwas kommt garantiert. Was ich mit Sicherheit weitermach­en möchte, ist die Opernregie-Arbeit mit meiner Frau (sie inszeniert­en etwa in Sankt Margarethe­n die „Zauberflöt­e“, Anm.). In diesem Feld fühlen wir uns unendlich wohl. Es wäre schön, wenn es da noch viel weiter ginge.

SN: Cornelius Obonya als Opernregis­seur bei den Salzburger Festspiele­n?

Wenn ein Angebot käme, würden wir uns natürlich sehr freuen. Aber da gibt es uns nur zu zweit.

SN: Und könnte es sein, dass wir Sie irgendwann wieder auf der Festspielb­ühne sehen?

Auch das jederzeit gern. Aber derzeit gibt es kein Angebot.

SN: Wäre es sogar vorstellba­r, neuerlich den Jedermann zu geben? Ihr Großvater, Attila Hörbiger, hat ihn auch nach zehn Jahren erneut gespielt.

Die Ausführung war ein Solitär. Wenn ich es wieder machen sollte, dann dürfte es keine Wiederholu­ng dessen sein, sondern es müsste ein neuer Ansatz gefunden werden. Meiberger – Im Kopf des Täters, jeweils dienstags, 20.15 Uhr, Servus TV. Der Fall der Gerti B., eine „Stadtkomöd­ie“, am 25. 11., 20.15 Uhr, ORF 1.

Den TV-Krimi Letzter Kirtag zeigt Servus TV im Frühjahr 2020.

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