Ein Rapper nimmt es mit Jazz und Klezmer auf
Für Kombinationen, die erst einmal schwer vorstellbar klingen, hat er eine ausgeprägte Vorliebe: Josh Dolgin ist Filmer und Zauberkünstler, Fotograf und Puppenmacher, vor allem aber Produzent und Musiker. Auch in dieser Eigenschaft agiert er lieber ungewöhnlich: Der Kanadier, der unter dem Künstlernamen Socalled veröffentlicht, bringt die Tradition der jüdischen Klezmermusik mit HipHop auf einen Nenner, oder er peppt sie mit Funk-Verständnis auf.
Mit dem einstigen James-BrownPosaunisten Fred Wesley war Josh Dolgin zuletzt auf Tour. Jetzt erkundet er mit Salzburger Musikern schon wieder Neuland. Auf Initiative des Wiener Festivals Klezmore tritt Socalled als Gast der Lungau Bigband auf.
Klezmer und Bigband-Jazz? Auch das sei eine Kombination mit ziemlich großem Seltenheitswert, erzählt Horst Hofer, der Gründer und Chef der 17-köpfigen Formation. Als er von der Idee gehört habe, sei er aber schnell bereit gewesen: „Für uns ist das ein ganz neuer Boden. Und ich dachte mir: Warum nicht?“
Für die Lungauer, die sonst mit Gästen wie Posaunist Nils Landgren unterwegs sind, ist nicht nur ein rappender und Akkordeon spielender Solist eine neue Erfahrung. Auch die Verbindung zwischen den markanten Melodien des Klezmer und dem Groove einer Bigband finde sich in der Jazzgeschichte erstaunlich selten, sagt Hofer. Dabei klinge das Experiment, das heute, Freitag, in Hallein (im Rahmen eines Jazz-Wochenendes) Weltpremiere feiert und am Sonntag in Wien beim Klezmore-Festival zu hören ist, „wirklich vielversprechend“, zumal Dolgin einen Ruf als „sehr energetischer Bühnen-Performer“genieße.
„Seine Vielseitigkeit ist es, die ihn für mich so spannend macht“, ergänzt Roman Britschgi. Der Musiker und Kurator des Klezmore-Festivals steht hinter der Projektidee und hat (mit Trompeter Andreas Pranzl) die Arrangements geschrieben. Für das Programm habe Socalled „auch viel in seiner großen Sammlung alter Klezmer-Aufnahmen gestöbert“, die nun durch die Bigband einen neuen Sound bekommen. Diese Kombination passe zur Philosophie des Klezmore-Festivals: Das Wort „More“in dem von Friedl Preisl 2004 gegründeten Format stehe dafür, „dass wir stets verschiedenste Herangehensweisen an die Klezmermusik präsentieren wollen“.
Live: