Es ist Zeit für große gesellschaftliche Innovationen
Vom Klimaschutz bis zur Gesundheit: Wir brauchen in Österreich neue Programme, um voranzukommen.
Man darf sich etwas wünschen. Nicht nur, weil in fünfeinhalb Wochen Weihnachten ist. Auch in der Politik ist der Blick in die Zukunft gerichtet: Worüber sollten die türkisen und grünen Regierungsverhandler sonst reden als über die nächsten Jahre? Deshalb müssen Wunschzettel an möglichst prominente Stellen in die Verhandlungsräume und in die Unterlagen der Verhandler geschmuggelt werden.
Auf einem sollte stehen: „Jede Bürgerin und jeder Bürger in diesem Land kann ein Innovator werden. Gebt ihnen Luft zum Atmen!“Damit kein großes Stirnrunzeln einsetzt, was damit gemeint ist, könnte auf einem Beipackzettel Folgendes stehen: „Wir haben eine weitläufige Forschungslandschaft in diesem Land, viele erfinderische Unternehmen auch bei den Klein- und Mittelbetrieben, aber einen großen Verdruss in der Bevölkerung. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre Zukunft, finden jedoch keine Ansatzpunkte, wo sie etwas zum
Besseren in der Gesellschaft beitragen können. Sie fühlen sich von den Institutionen ausgeschlossen und rennen mit ihren guten Ideen ins Leere. Ihnen müsste geholfen werden.“
In der Tat gibt es einen wachsenden Sauerteig an guten Ideen in diesem Land. Kein Wunder, noch nie war die breite Bevölkerung so gut (aus)gebildet wie heute, konnte per Knopfdruck auch über Entfernungen hinweg kommunizieren, war der Wohlstand so hoch (und ist trotz aller Unkenrufe noch immer relativ gut verteilt). Es gibt einen Überschuss an Energie, der in die Weiterentwicklung unserer Systeme fließen könnte, aber von der Politik nie in dieser Form genutzt wurde: Es fließen Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, allerdings hat der Staat nie in die Entwicklung gesellschaftlicher, also sozialer, gesundheitlicher oder ökologischer Innovationen investiert. Man könnte sagen, das eine bedinge das andere. Aber jeder, der einen Blick in Forschungsstätten wagt, sieht auf den ersten Blick, wie groß der Sprung vom Labor in die Arztpraxis, von theoretischen Erkenntnissen zu konkreten Lösungen ist, die unmittelbar im Alltag der Menschen, an Arbeitsplätzen und Schulen wirken. Was wir in der neuen Legislaturperiode brauchen, ist eine groß angelegte Initiative für gesellschaftliche Innovation – im Klimaschutz, in der Gesundheitsversorgung oder in der demokratischen Mitbestimmung. Die kann auch aus der Gesellschaft kommen und sollte Experimente über eine öffentliche Anschubfinanzierung unterstützen. Die bisherigen Programme, vom Klima- und Energiefonds bis hin zu LEADER, sind zu klein und eng, um einen Ruck zu erzeugen, wie es ihn jetzt braucht.