Im Prater gibt’s wieder Party
Ob spontan oder geplant: Fußballfeste des Nationalteams schrieben Geschichte. Am Samstag soll das nächste folgen.
WIEN. Waren die Partys früher ausgelassener? Österreichs Teamfußballer und die Fans können am Samstag (20.45, live in ORF eins) im Ernst-Happel-Stadion das Gegenteil beweisen und die bislang noch nicht wirklich vorhandene Euphorie kräftig ankurbeln. Schon bei einem Unentschieden gegen Nordmazedonien hätte Österreich das EM-Ticket für 2020 fix. Das letzte Match gegen Lettland am Dienstag in Riga könnten Teamchef Franco Foda und seine Kicker dann schon als ersten Endrundentest nützen.
Erfolgreiche Qualifikationen sind in der heimischen Fußballhistorie gar nicht so häufig und daher die letzten Partien echte Höhepunkte. Ein Blick zurück:
1977: Der Spitz von Izmir. Nach 20jähriger WM-Absenz flossen nach dem entscheidenden 1:0 gegen die Türkei in Izmir Freudentränen. Herbert Prohaska traf per „Spitz“zum Goldtor. Das Bild vom „Schneckerl“mit rot-weiß-rotem Fanhut und auf den Schultern der Mitspieler sitzend erfasst den sporthistorischen Moment treffend.
1989: Polsters Hattrick. Die Gegner aus der DDR befanden sich sechs Tage nach dem Mauerfall in einer emotionalen Achterbahn, Österreichs Fans pfiffen Toni Polster erst aus und bejubelten dann seinen Hattrick. Heute vor 30 Jahren, am 15. November 1989, brachte das 3:0 gegen die DDR das WM-Ticket für Italien 1990. Mit einer Ehrenrunde der Spieler (ohne den beleidigten
Polster) war es feiertechnisch schon getan. Bei der Kabinenparty schloss Teamchef Pepi Hickersberger die ORF-Kameras dann aus. Die Bilder des verzweifelt um Einlass bettelnden Reporters Peter Elstner („Bitte, Pepi! Lass’ uns eini!“) wurden zur TV-Realsatire für die Ewigkeit.
1997: Toni Polster singt. Gegen Weißrussland hätte Österreichs Team, diesmal mit Prohaska als Teamchef, die WM-Qualifikation für Frankreich 1998 kaum noch verspielen können. So konnte der ÖFB getrost zum ersten Mal eine rundum durchgestylte Party mit Bühne,
Konfettiregen, Toni-Polster-Gesangseinlage und T-Shirts („Frankreich, wir kommen!“) auf die Beine stellen. Die sportliche Pflicht auf dem Platz wurde zuvor mit dem 4:0 schon bis zur Halbzeit erledigt. Peter Stöger setzte mit einem blauweiß-roten Harlekinhut die Tradition eigenwilliger Feier-Kopfbedeckungen fort.
2015: Bierdusche von Alaba. 18 Jahre mussten vergehen, ehe es wieder Konfetti im Prater regnete. Das EMTicket hatten Marcel Kollers Schützlinge bereits beim 4:1-Triumph in Schweden fixiert. Das 3:0 gegen Liechtenstein geriet zum Schaulaufen vor dem Feierrausch auf dem Rasen. Und Herbert Prohaska stand auch 38 Jahre nach Izmir wieder im Blickpunkt, der TV-Experte wurde von David Alaba und Co. biergeduscht.
Der Bayern-Star sieht heute trotz des Durchhängers beim Quali-Start wieder eine Aufbruchstimmung wie damals: „Man merkt jetzt, wie die Fans hinter uns stehen“, sagt Alaba. „Damals war es für uns unglaublich, weil sich ein Traum erfüllt hat, und so wäre es jetzt auch.“