Der Engel ist dem Himmelreich nahe
Heidi Baumgartner aus WalsSiezenheim verkörpert beim HirtenAdvent den Engel.
WALS-SIEZENHEIM. Kein Hirtenspiel kommt ohne Engel aus. Der himmlische Bote verkündet Maria, dass sie den Sohn Gottes gebären wird. Auch Josef erfährt vom Engel, dass er ohne großes Zutun Vater wird. In der diesjährigen Produktion des Salzburger HirtenAdvents, „Håst an Engel g’hört?“, kommt dieser Figur eine besondere Bedeutung zu.
„Der Engel steht an einer Gabelung des Weges“, sagt Sepp Radauer. Der künstlerische Leiter des Salzburger HirtenAdvents stellt sich und uns die Frage, wie lang man eigentlich an einen Engel glauben darf. Schließlich werden nicht nur die Hirtenkinder, sondern wird auch das himmlische Paar von einem Engel geleitet. Diese zentrale Rolle vertraut Radauer einer jungen Sängerin an, deren natürliche Stimme ihn beim Besuch einer Mozart-Messe in den Bann gezogen hat: Heidi Baumgartner.
Die 21-Jährige aus Gois – der Ortsteil von Wals-Siezenheim ist nicht weit weg von Himmelreich – ist mit der Volkskultur
aufgewachsen: „Wir haben in meiner Kindheit regelmäßig Volkslieder gesungen“, erzählt sie. Großvater Hartl Fuchsberger hat seiner Großfamilie die Schönheit der alpenländischen Volksmusik vermittelt, über Generationen hinweg tragen sie diese Tradition weiter. Noch heute singt Heidi Baumgartner mit ihrer Mutter und ihren drei Schwestern, wenn es die Zeit erlaubt. Das
Engagement im Salzburger HirtenAdvent bietet der Sopranistin darüber hinaus die Möglichkeit, ihre klassisch ausgebildete Gesangsstimme „stilistisch dem volksmusikalischen Ton anzupassen“.
Im Gymnasium St. Ursula sei sie zunächst mit dem Musical in Berührung gekommen, der klassische Gesang habe sie erst später begeistert: „Am Anfang habe ich mich noch ein bisschen dagegen gewehrt, das wirkte etwas aufgeblasen.“Doch die Möglichkeiten, die eine Arie der Stimme bietet, hätten sie schnell überzeugt. Mit dem Wettbewerbsgedanken, der in der Sängerwelt vorherrscht, kann die Mozarteums-Studentin nichts anfangen: „Unter Druck zu singen, das ist gar nicht meins.“
Das Erlebnis Bühne hingegen fühle sich ganz natürlich an, ergänzt sie. Als Louisa, eines der Trapp-Kinder in der Landestheater-Produktion von „Sound of Music“, hat sie früh erste Bühnenerfahrungen gemacht. Die Leidenschaft für Alte Musik lebt sie gemeinsam mit Studienkollegen in einem Barockensemble aus. Auch im Salzburger Bachchor ist Heidi Baumgartner immer wieder an Projekten beteiligt.
Am Ensemble des Salzburger HirtenAdvent rund um Chorleiter und Komponist Andreas Gassner schätzt sie die familiäre Atmosphäre, die Doppelbelastung in der intensiven Zeit vor Weihnachten sei dadurch spürbar. In die Rolle des Trost spendenden Engels kann sich die Sopranistin einfühlen: „Ich höre Menschen gerne zu, sie können bei mir ihr Herz ausschütten.“
Salzburger HirtenAdvent: „Håst an Engel g’hört?“, Große Aula der Universität Salzburg, 6. bis 15. Dezember.