Schulen werben um Nachwuchs
Weil die Zahl der Schüler sinkt, müssen sich die Schulen immer mehr anstrengen, um die Klassen zu füllen. Ohne PR in eigener Sache läuft nichts.
SALZBURG. An vielen Salzburger Schulen stehen in den nächsten Wochen die Tage der offenen Tür bevor. Sie dienen Schülern und Eltern als Orientierungshilfe bei der Wahl der richtigen Schule. Heute öffnen das ChristianDoppler-Gymnasium in der Stadt Salzburg und das Werkschulheim Felbertal in Ebenau ihre Türen. Das Interesse an dem Privatgymnasium mit der dualen Ausbildung (Matura und Lehrabschluss) ist jedes Jahr groß.
Schulen könnten heute nicht mehr auf Öffentlichkeitsarbeit und PR verzichten, sagt der Geschäftsführer des Werkschulheims, Bernhard Reichl. „Man muss immer wieder von sich reden machen und zeigen, was die Schule zu bieten hat.“Das Werkschulheim sei in der glücklichen Lage, aus den angemeldeten Schülern auswählen zu können.
„Alle Bildungseinrichtungen, von den Schulen bis zur Universität, müssen sich mittlerweile enorm anstrengen und um Schüler werben“, sagt Heidrun Eibl-Göschl. Sie war bis vor Kurzem Obfrau des Landesverbands der Elternvereinigungen an den mittleren und höheren Schulen. „Durch die Konkurrenz ist es auch enorm wichtig geworden, wie sich eine Schule nach außen präsentiert.“
Die Bemühungen mancher Schulen um Auszeichnungen, Zertifikate und neue Projekte sieht Eibl-Göschl kritisch. „Hier bräuchte es mehr Evaluierung und Qualitätskontrolle.“Außerdem werde kaum überprüft, ob die Schulen ihre angepriesenen Projekte tatsächlich umsetzten. „Es wird viel versprochen.“Immer wieder hätten sich enttäuschte Eltern an sie gewandt, weil Versprochenes nicht eingehalten worden sei. „Letztlich liegt es an den Lehrern, ob Konzepte umgesetzt werden.“
Die Zeiten, in denen sich die Schulen dank geburtenstarker Jahrgänge von selbst füllten, sind längst vorbei. Die Zahl der Schüler sinkt stetig. Derzeit werden im Bundesland knapp 73.000 Schüler unterrichtet, 1980 waren es noch knapp 94.000 und zur Jahrtausendwende rund 86.000.
„Bei den 14- bis 18-Jährigen wird die Bevölkerung in den nächsten fünf Jahren noch um fünf Prozent zurückgehen“, sagt der Leiter der Landesstatistik, Gernot Filipp. Der Schülerschwund wirke sich auf die einzelnen Schultypen unterschiedlich aus. Unter Zugzwang geraten zunehmend die Neuen Mittelschulen (NMS) und vor allem die Polytechnischen Schulen. Die „Polys“haben im vergangenen Jahrzehnt 30 Prozent ihrer Schüler verloren. Die Zahl der Schüler in den Neuen Mittelschulen ist in diesem Zeitraum um 16 Prozent gesunken. Hauptgrund ist die Entscheidung vieler Eltern, ihr Kind in ein Gymnasium zu schicken. „Beim Übertritt nach der Volksschule gibt es aber große regionale Unterschiede“, sagt Filipp. In der Stadt Salzburg wechselt nach der Volksschule bereits mehr als jeder zweite Schüler in ein Gymnasium, im Flachgau entscheidet sich rund ein Drittel der Volksschüler für eine AHS, im Bezirk Hallein sind es knapp 30 Prozent, im Lungau rund 27 Prozent, im Pongau 20 Prozent und im Pinzgau 17 Prozent.
Vor allem die berufsbildenden Schulen müssen sich anstrengen, um die Klassen zu füllen. Besonders stark seien die Rückgänge in mittleren Schulen mit wirtschaftlichem Schwerpunkt, sagt Filipp. „Bei den höheren Schulen gibt es große Unterschiede.“Seit zehn Jahren steige der Andrang in die HTL stark, hingegen hätten die
Handelsakademien kontinuierlich Schüler verloren. An einigen Standorten sind es mehr als 25 Prozent.
In ganz Österreich versuchen die HAK mit neuen Schwerpunkten gegenzusteuern. So wird etwa an der HAK in Hallein seit heuer auch „Industrial Business“unterrichtet, in St. Johann und Zell am See wurde ein digitaler Schwerpunkt geschaffen, und die HAK II in Salzburg startete mit einer JusKlasse.
Die HAK I in der Landeshauptstadt hat die Europa-Klasse weiterentwickelt, die es an der Schule bereits seit 30 Jahren gibt und die nun als Modell für andere Schulen in Österreich dient. Mit diesen Schwerpunkten gelinge es, neue Schüler zu gewinnen, sagt Britta Becker, Leiterin der HAK I. Außerdem werde den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung getragen. Für die Europaklasse gebe es stets mehr Anmeldungen als Plätze.
Als Becker vor 13 Jahren die Leitung der Schule in Salzburg übernahm, saßen noch hundert Schüler mehr in den Klassen. „Alle berufsbildenden höheren Schulen spüren mittlerweile auch die Lehrlingsoffensive, es entscheiden sich wieder mehr Jugendliche für eine Lehre“, sagt Becker. Außerdem sei das Schulangebot Privater gewachsen.
Die Schulen seien gut beraten, sich zu positionieren und neue, zeitgemäße Angebote zu überlegen, sagt Bildungsdirektor Rudolf Mair. „Wettbewerb ist ja nichts Schlechtes.“Ein breites Angebot und Vielfalt seien zu begrüßen. „Das spornt an.“
„Neue Schwerpunkte helfen, Schüler zu gewinnen.“
Britta Becker, Direktorin HAK I