Alchemistische Zeichen ziehen magisch an
Wer in die Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke am Alten Markt in Salzburg eintritt, wähnt sich wohl augenblicklich in einer anderen Zeit, in einem Museum oder an einem historischen Filmschauplatz. Die Einrichtung der sogenannten Offizin, des Verkaufsraums der Apotheke, stammt aus dem Rokoko um 1777.
Das Kleinod wird von Marina Gaertner gehütet. Im Familienbesitz ist die Apotheke seit drei Generationen. Gegründet wurde sie 1591 am damaligen Marktplatz, 1903 übersiedelte sie ins Nachbarhaus – an ihren heutigen Standort am Alten Markt 6. 1912 wurde die Offizin renoviert und um eine Nische für eine Kassa ergänzt. Das genaue Hinschauen lohnt sich.
Auf dem Nischenbogen prangt das alte Wappen des Fürsterzbistums Salzburg mit dem aufrechten schwarzen Löwen und dem silbernen Balken im Rot. Daneben ziehen allerlei Geheimzeichen den Blick auf sich. Es sind alchemistische Symbole, die über Jahrhunderte verwendet wurden, vielen dürften sie heute aber nicht mehr geläufig sein. Ihre magische Anziehungskraft haben sie dennoch nicht verloren.
Die vier Dreiecke stellen die Gesamtheit der vier Elemente dar – Wasser, Luft, Feuer und Erde. Den Planetenzeichen wiederum sind Metalle zugeordnet: Der Halbmond steht für Silber, das Sonnenzeichen für Gold, das Venuszeichen für Kupfer. Sie sind in einem Bildfeld zusammengefasst, im nächsten folgt das Merkurzeichen (Quecksilber), danach Mars (Eisen), Jupiter (Zinn) und Saturn (Blei). Ergänzt werden sie mit den Zeichen für Schwefel und Phosphor.
Im untersten Feld des Nischenbogens sind die Symbole des alten Apothekergewichts Pfund, Unze, Drachme und Skrupel zu sehen.
Angenommen wurde in der alchemistischen Lehre eine kosmische Wirkung der Metalle auf Körper und Geist. Danach wurde die Heilkunst ausgerichtet. Paracelsus (1493–1541) sprach etwa vom „leiblichen Firmament“: Er holte den Himmel auf die Erde herunter.