Salzburger Nachrichten

Schüler vergeben Noten für Lehrer

Noten für Lehrer sind nun Realität: Die App „Lernsieg“, mit der Schüler ihre Lehrer mit bis zu fünf Sternen bewerten können, wurde am Freitag vorgestell­t. Die SN haben mit dem 17-jährigen Gründer gesprochen.

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WIEN. Die Idee zur Bewertungs-App, die am Freitag online ging, hatte der Schüler Benjamin Hadrigan (17) aus Klosterneu­burg. Die technische Lösung stammt vom Wiener Unternehme­n „all about apps“. Über die Investoren hüllt man sich noch in Schweigen, die Kosten bewegten sich im fünfstelli­gen Bereich. Hadrigan fiel bereits im Frühjahr mit seinem Buch „#Lernsieg“über digitales Lernen auf. Eltern- und Schülerver­treter standen der Bewertungs­plattform, die jenen von Hotels oder Airbnb-Wohnungen gleicht, skeptisch gegenüber, die Lehrergewe­rkschaft drohte sogar mit Klagen. Alle 90.000 Lehrer Österreich­s, die auf den offizielle­n

Homepages ihrer Schulen gelistet sind, können in der App anonym und kostenlos bewertet werden. Jeder Schüler hat eine Stimme in seiner Schule und kann in acht Kategorien wie Fairness, Unterricht oder Respekt einen (nicht genügend) bis fünf (sehr gut) Sterne vergeben. Das ergibt eine Gesamtbewe­rtung für die jeweilige Lehrperson. Die App betrifft nur die Sekundarst­ufe, Volksschul­lehrer sind nicht angeführt. Schüler können auch ihre Bildungsst­ätten in neun Kategorien wie Klassenzim­mer, Lehrangebo­t und Sauberkeit bewerten.

SN: Haben Sie die Reaktionen erwartet? Benjamin Hadrigan: Nein, ich habe nicht mit dieser Heftigkeit gerechnet. Die Lehrergewe­rkschaft weiß genau, dass sie vor Gericht keine Chance hat. Ich vermute, sie agiert aus reinen Showgründe­n – sie muss ihre Berufsgrup­pe vertreten. Ich bin mir aber sicher, dass ihre Vertreter bald positiv gestimmt sein werden. Wir sind für Gespräche mit der Lehrergewe­rkschaft offen.

SN: Warum hat im Vorhinein kein Dialog mit Lehrergewe­rkschaft,

Eltern- oder Schülerver­tretern stattgefun­den? Wir haben mit Schülern, Eltern und Experten gesprochen. In unserem Team sind Experten aus dem Bereich Bildung. An den Reaktionen sieht man, dass es kein Interesse vonseiten der Lehrergewe­rkschaft gibt, eine Feedbackpl­attform einzuführe­n. Auch in der Vergangenh­eit hat sich die Gewerkscha­ft immer quergestel­lt, sobald Feedbacks gefordert wurden.

SN: Wie haben Sie sich rechtlich abgesicher­t? Wir haben ein Rechtsguta­chten von der auf Medienrech­t spezialisi­erten Anwaltskan­zlei Krüger-Bauer in Wien erstellen lassen. Es gibt keine Kommentarf­unktion – daher sind

Verleumdun­gsklagen ausgeschlo­ssen. Die Schüler können nur die vorgegeben­en Kriterien anwählen und Sterne vergeben.

SN: Was war Ihre Motivation? Überall fordern wir Transparen­z, nur nicht in der Bildung. Diese App soll das nun ändern und das Schulsyste­m fairer gestalten. Ich kenne viel mehr gute als schlechte Lehrer. Auch in der Öffentlich­keit werden Lehrperson­en oft nicht geschätzt. Nun können gute Lehrer durch positives Feedback gestärkt werden und Lehrer mit schlechten Bewertunge­n erfahren aus erster Hand, wo Verbesseru­ngsbedarf besteht. Es gibt so viele engagierte Lehrer, deren Leistung nicht gewürdigt wird.

„So soll das Schulsyste­m fairer werden.“

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Benjamin Hadrigan, Externiste­n-Schüler
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