So huldigt man „King“Stephen
Es ist kein Stoff von Stephen King, aber trotzdem taucht die Serie „Castle Rock“tief in das Universum des US-amerikanischen Bestsellerautors (72) ein. In mehr als 50 Romanen entwickelte der aus Portland, Maine, stammende Schriftsteller längst berühmte Figuren und Schauplätze, die diese Serie in seinem Geist nun für eine eigenständige Handlung heranzieht. Es bereitet Freude, die Mosaiksteine zu orten und einzuordnen, Puzzleteile („Easter Eggs“genannt) auch aus den zahlreichen Verfilmungen.
J. J. Abrams („Star Trek“, „Star Wars“, „Mission Impossible“) hat den Plot konzipiert. Die jungen Autoren Sam Shaw und Dustin Thomason schrieben das Drehbuch. Sie haben ihren King gelesen. Als Produzent gab Stephen King zu allem seinen Segen. Neben dem fiktiven Ort Castle Rock in Neuengland ist das düstere Gefängnis Shawshank ein Hauptschauplatz, das schon im Mittelpunkt von Frank Darabonts Verfilmung „Shawshank Redemption“(deutsch „Die Verurteilten“, mit Morgan Freeman, nach Kings Kurzroman „Rita Hayworth and the Shawshank Redemption“) steht.
Schon nach zehn Minuten der ersten Episode wird in diesem Gefängnis ein Schacht entdeckt, der zu einer Einzelzelle tief unter der Erde führt, wo ein sprachloser junger Mann gefunden wird. Außerdem rückt der schwarze, auf Todesurteile spezialisierte Anwalt Henry Deaver (André Holland, „Moonlight“) in den Mittelpunkt. Da in Maine keine Todesurteile verhängt werden, scheint er zunächst fehl am Platz. Aber seine Geschichte ist mit jener des Gefangenen (Bill Skarsgård, Sohn von Stellan Skarsgård und böser Clown in „Es“) verwoben.
Vieles hängt mit allem in dieser Geschichte zusammen, die nicht langsam kulminiert, sondern mit raren Schockelementen mäandert.
Schatten der Vergangenheit an einem verwunschenen Ort
Es gibt Rückblenden und Stimmen im Kopf, Zeit- und Bewusstseinsebenen verschieben sich, auch bei Deavers dementer Mutter (fabelhaft: Sissy Spacek, berühmt nicht zuletzt aus der King-Verfilmung „Carrie“).
Das Schicksal des Häftlings ist noch düsterer als jenes des Anwalts. Hier kriechen die Schatten der Vergangenheit hervor, die bei King allgegenwärtig sind und die die meisten Figuren mit dem undefinierbaren Bösen samt bedrohlichem Fluch konfrontieren.
Fazit: Stimmige, wenn auch nicht durchgängig fesselnde Kopfgeburt aus dem Reich der Finsternis.
Castle Rock, 2 Warner Blu-ray Discs mit zehn Folgen, 500 Minuten.