„Max erhält das Auto, das ihm zusteht“
Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist von weiteren Fortschritten mit Motorenlieferant Honda überzeugt – auch wenn der Verbleib in der Formel 1 nach 2020 noch immer nicht fixiert ist.
Die ersten Siege mit dem neuen Partner Honda, fast schon gleichauf mit Mercedes und je nach Rennstrecke knapp hinter oder vor Ferrari – Red Bulls Teamchef Christian Horner zeigt sich mit 2019 zufrieden. Dass das gesamte Projekt nach 2020 infrage gestellt ist, weil sich noch niemand zum Weitermachen vertraglich bekannte, spielt er herunter. Und ist überzeugt, „Juwel“Verstappen halten zu können, wie er im SN-Interview vor dem vorletzten Grand Prix in Brasilien am Wochenende sagt.
SN: Was halten Sie von den neuen Regeln für 2021 und danach? Christian Horner: Das Konzept ist interessant und soll besseren Rennsport bringen, in dem die Autos dichter zum Vordermann aufschließen und leichter überholen können. Aber das ganze Paket ist noch nicht ausgereift, die Autos werden völlig anders sein. Da wird es noch viele Klarstellungen im Detail geben müssen.
SN: Sind bis zu 25 Rennen pro Saison für die Teams überhaupt machbar? Das wird sehr hart. Nächstes Jahr mit 22 Rennen versuchen wir, durch weniger Tests auszugleichen. Aber ab einem gewissen Punkt droht Übersättigung. Ich denke, 21 ist das Optimum.
SN: Wenn die Budgetobergrenze von 175 Millionen Dollar pro Jahr und Team – auch mit vielen
Ausnahmen – eingeführt wird, wie will Red Bull die 600 Mitarbeiter in Milton Keynes halten? Droht eine Entlassungswelle? Wir haben mit Red Bull Technologies ja einige andere Aktivitäten, wir arbeiten für Toro Rosso, für Aston Martin am Valkyrie-Projekt usw. Wir müssen uns das genau ansehen. Das Auto wird „billiger“, es wäre möglich, mehr Teile inhouse zu produzieren und nicht Zulieferer zu beschäftigen. Ich hoffe, wir schaffen das mit Verantwortung und minimalen Auswirkungen auf Arbeitsplätze.
SN: Wird zum Beispiel Red Bull Technology unter das Limit fallen oder nicht? RBT wird außerhalb sein, aber was für die F1-Teams geliefert wird, wird innerhalb sein.
SN: Honda hat den Weiterverbleib in der Formel 1 nach 2020 noch immer nicht bestätigt, noch haben sich Red Bull und Toro Rosso dazu bekannt. Muss man um die Fortsetzung fürchten? Bisher hat noch kein Team einen Vertrag für nach 2020 geschlossen. Die Bedingungen werden erst jetzt, nach der Formulierung des technischen und sportlichen Reglements, ausgehandelt. Honda wollte sehen, wie die Formel 1 nach 2020 aussehen wird, ohne sich vorher schon zu binden. Auch die anderen Hersteller analysieren. Aber es wird antriebsmäßig Kontinuität geben.
SN: Aber der Wunsch von Red Bull nach einem einfacheren
Motorenreglement wird damit nicht erfüllt … Man muss das so sehen: Eine neue Motorenformel käme durch neue Entwicklung viel kostspieliger. Das hätte einige aktuelle Hersteller aus der Formel 1 vertrieben. Also wurde dieser Konsens erreicht, bei den Motoren nichts zu ändern. Durch weniger Laufzeit auf den Prüfständen sollen auch Kosten eingespart werden.
SN: Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit Honda? 2019 war für alle ein Übergangsjahr. Auch für uns, nach 13 Jahren mit einem anderen Motorenpartner. Honda hat einen tollen Job gemacht, das Verhältnis ist ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit der Zentrale in Japan ist außergewöhnlich. Wir erreichten im ersten Jahr zwei Siege, zwei Pole Positions – auch wenn wir eine davon verloren. Das waren viele Positiva bisher – und wir holten bisher mehr Punkte als im gleichen Zeitraum 2018. Wir müssen das Positive in den Winter mitnehmen, um 2020 Ferrari und Mercedes noch mehr fordern zu können.
SN: Alex Albon, der erst im Sommer von Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert wurde, gehört wohl zu den positiven Überraschungen …
Er hat einen fantastischen Job in seinem ersten F1-Jahr gemacht. Und mehr Punkte als Teamkollege Verstappen, der um viele Zähler gebracht worden war. Alex hat die Ingenieure beeindruckt, hat sich bestens eingelebt. Man muss bedenken, fast jedes Rennen ist neu für ihn.
SN: Was erwarten Sie von der nächsten Saison? Den Fortschritt fortzusetzen und Ferrari und Mercedes einen tollen Kampf zu liefern.
SN: Waren Sie vor Saisonbeginn schon überzeugt, heuer Rennen gewinnen zu können? Honda hatte bis 2018 nicht einmal einen Podestplatz erreicht. Dann unsere Platzierungen und vor allem der Sieg in Österreich – das war mit der Leistung von Max phänomenal! Es wären sogar noch mehr Siege möglich gewesen.
SN: Was müssen Sie tun, um Verstappen nach 2020 im Team zu halten? Ihm ein Auto geben, mit dem er Mercedes und Ferrari fordern und schlagen kann. Er ist vor allem sehr ehrgeizig. Ich hoffe, wir können ihm ein Auto geben, dass ihm von seinem Talent her zusteht.